17. Dezember 2010
Alles hat ein Ende...
Falsch. Diese Reise hat zwei. Das erste Ende kam am Dienstag, als wir von Lima nach Barranquilla geflogen sind. Das zweite Ende kommt am Samstag, wenn ich endgültig Tschüss zu Kolumbien sagen werde und in das Flugzeug nach Deutschland steige. Aber bis zum Ende der Reise ist natürlich auch noch einiges passiert...
Achte Station - Ica und Huacachina:
Eigentlich wollten wir ja zu den Nazca-Linien fahren. Aber es hat sich herausgestellt, dass peruanische Kleinflugzeuge nicht die sichersten sind und nach einigem Überlegen wollten wir das auf die letzten Tage dann doch nicht riskieren. Ab und zu stürzen die Teile wohl ab. Stattdessen gings erst nach Ica und dann nach Huacachina, einer Oase in der Wüste, wo wir uns ein bisschen ausgeruht haben und eine Pisco- und Weinprobe gemacht haben. Der Wein stellte sich als Weinbrand heraus und der Pisco war meistens ziemlich stark. Aber war trotzdem witzig.
Neunte Station - Pisco und Islas Ballestas:
Von Huacachina gings nach Pisco, einer Stadt an der peruanischen Pazifikküste, die 2007 in einem Erdbeben der Stärke 8.0 zu 80% zerstört wurde. So siehts da auh heute noch aus, vieles ist kaputt, die Regierung kümmert sich angeblich nicht um den Wiederaufbau.
Dort haben wir eine Tour zu den Islas Ballestas gemacht, die Galapagos-Inseln für arme Leute. Und das war cool. Wir haben Delfine gesehen und Pinguine und Seelöwen und ca. eine Milliarde Vögel. Leider war eine immer noch betrunkene Schulklasse an Bord, die es nicht gepackt hat, sich über die Reeling zu übergeben, toll. Danach haben wir noch eine Touri-Tour durch einen Nationalpark gemacht wos auch noch bisschen was zu sehen gab. Dort haben wir auch Ceviche probiert, ganz berühmtes Gericht in Kolumbien. Ist roher Fisch oder rohe Meerestiere und schmeckt lecker. Leider war eine weitere Schulklasse in unserem Hostel und an schlafen war nicht zu denken, da auch die Lehrer ziemlich tief ins Glas geschaut hatten und nicht mehr fähig waren irgendwen ins Bett zu schicken.
Zehnte und letzte Station - Lima:
Zurück zum Anfang hieß es dann am Sonntag, als wir von Pisco nach Lima gefahren sind. Dort sind wir abends noch in einen Park, wo es so eine Lichtershow gibt mit Brunnen, das war ganz schön. Ansonsten waren wir zu kaputt, um noch irgendwas zu besichtigen. Der Himmel war die ganze Zeit grau, also haben wir die zwei Tage mit Kaffee trinken, shoppen und rumhängen verbracht. Aber wir hatten Lima ja eh schon gesehen.
Und in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch gings dann heim. Der Flug von Lima nach Bogotá war glaube ich der schlimmste Flug meines Lebens. Drei Stunden durchs Gewitter geflogen, sehr starke Turbulenzen und ein Pilot, der die ganze Zeit hektisch ins Mikro geschrien hat, dass sich die Flugbegleiter auch hinsetzen sollen. In Bogotá waren wir dann übermüdet uns mussten noch zwei Stunden in der Kälte warten (die Wartehalle im nationalen Flughafen ist quasi im Freien uns in Bogotá ist es nachts sehr kalt) und dann gings endlich zurück nach Barranquilla.
Als wir mit dem Taxi vom Flughafen heimgefahren sind, hat es sich schon wie das erste Mal nach Hause kommen angefühlt. Und alles war wie immer. Nur in unserem Haus leider nicht. Das wurde für ca. vier Wochen nicht bewohnt und der "Hausmeister" ist auch nicht mehr da. Da es in Barranquilla in den letzten Wochen nur geregnet hat, ist alles nass, überall sind Pfützen. Und Kakerlaken. Die Katze hat Babys gekriegt, wir denken dass die auf dem Dach sind, weil wir sie nur manchmal hören. Außerdem ist die Katze krank und hat sich vor lauter Aufregung erstmal im Esszimmer übergeben, als sie uns gesehen hat. Ganz toll. Aber gut, viel Zeit ists ja nicht mehr hier und die kriegen wir auch rum. Mussten noch was in der Uni erledigen, waren am Strand weil die Sonne dann doch noch rauskam, haben unser Barraquilla-Lieblingsessen gegessen und uns mit Lina, unserer alten Mitbewohnerin getroffen. Alles wie immer also.
Aber morgen ist alles vorbei. Das ist schade und sehr traurig, aber ich freue mich auch total auf zuhause. Barranquilla war mein Zuhause für das letze halbe Jahr und es war meistens ein schönes Zuhause. Ich werde Kolumbien vermissen und ich werde wiederkommen. Es gibt, sowohl in Kolumbien als auch in Südamerika einfach noch viel zu viel zu sehen und zu erleben. Aber erstmal komme ich heim :)
Wenn man so rumreist, trifft man die verschiedensten Leute und man trifft Leute, die an irgendwelchen Orten hängenbleiben und anfangen Armbänder zu knüpfen und nicht mehr weiter-, geschweige denn nach Hause reisen. Und dann frage ich mich immer, ob diese Leute niemanden haben, den sie vermissen oder der sie vermisst. Ich werde immer wieder nach Hause kommen, denn es gibt 1.000 Gründe nach Hause zu kommen und ihr seid einer der Gründe :) Ich freue mich auf euch alle!
Danke fürs Lesen und danke, dass ihr nach Hausekommen immer wieder zum schönsten Teil der Reise macht! Wir sehen uns am Sonntag oder am Montag zum Glühwein in Mainz oder die nächsten Tage oder ganz bald...
Frohe Weihachten!
PS: Es gibt erstmal keine neuen Bilder, da mein Laptop den Geist aufgegeben hat.
PPS: Hier die Flugdaten für Sonntag
Ankunft in Madrid um 17:55 Uhr mit Lan Airlines Flugnummer 704 aus Madrid am Terminal 2. Guckt halt im Videotext oder Internet wegen Verspätungen. Ich hoffe ich kann landen. Vielleicht könnt ihr Schnee schippen.
Ein Mensch braucht Zeit, um eine Reise zu beenden. Erst kommen die Beine an, dann das Herz und schließlich hat auch der Kopf das letzte Wegstück geschafft und ist zu Hause. (Henning Mankell)
8. Dezember 2010
Dezembertraueme in der weissen Stadt
Ihr habt weissen Schnee, wir haben die weisse Stadt - Arequipa. Immer noch in Peru und ein bisschen im Hinterland gelegen. Die zweitgroesste Stadt Perus und ein kulinarisches Highlight :) Aber auch sonst sehr schoen. Peru ist in Weihnachtsstimmung und schaffts schon mal deutsche Weihnachtslieder am Busterminal zu spielen. Alles ist geschmueckt, meistens blinkt alles und ist sehr grell. Aber gut, das ist der Geschmack hier... So langsam kommen wir auch in Vorweihnachtsstimmung und auf keiner Busfahrt darf Rolf Zuckowski mehr fehlen - klar.
Siebte Station - Arequipa/Peru und Cañon del Colca:
Auf der Fahrt von Chile nach Peru hatten wir mal wieder die unserioeseste Busfirma von allen erwischt, darin sind wir echt gut. Dann wurde ich am Terminal im Grenzort noch fast beklaut, aber eine Sherlock-Holmes-Omi hatte aufgepasst. So ein Tyo hatte sich meinen Rucksack genommen, aber da waere eh nix dolles drin gewesen. In Arequipa haben wir dann Sightseeing und Restaurantseeing gemacht. Es gab sogar Doener. Wir waren in einem Riesen-Kloster, einer Stadt in der Stadt und haben uns eine Mumie aus der Inka-Zeit angeguckt (die auf dem Foto).
Die heisst Juanita (nach ihrem Entdecker Johan) und wurde 1995 auf einem ueber 6.000m hohen Vulkan gefunden, weil das Eis geschmolzen ist. Sie war dermassen konserviert, dass sie wahrscheinlich heute noch leben wuerde - waere sie nicht geopfert worden von den Inkas. Auf den Bergen wohnen naemlich denen ihre Goetter und die muss man ab und zu mit Tieropfern und wenns ganz hart kommt mit Kinderopfern besaenftigen. Juanita ist ca. 13 Jahre alt gewesen. Jetzt kann man sie in Arequipa angucken und noch vielen andern Kram, der bei ihr gefunden wurde. Sieht teilweise aus wie neu, echt unglaublich. Nach dem Staedteurlaub wollten wir noch ein letztes Mal in die Natur und bei Arequipa liegt mit dem Cañon del Colca der angelich tiefste Cañon der Welt. Oder zumindest einer der tiefsten.
Die Idee nach Cabanaconde am Rand des Cañons zu fahren und diesen an einem Tag runter- und wieder hochzuwandern, fanden wir anfangs ganz gut. Macht ja hier fast jeder. Heute, zwei Tage spaeter, kann ich keine Treppen laufen, weil mir so die Beine wehtun. Und Fine hatte schon waehrend dem wandern einen halben Bandscheibenvorfall, der danach auch nicht unbedingt besser geworden war. Super Idee war das mit dem Cañon... Drei Stunden haben wir gebraucht bis wir unten waren, da gabs dann was zu essen und einen Swimming-Pool und vier Stunden bis wir wieder oben waren. Zwischendurch wurden wir von drei Franzosen (und noch vielen anderen Menschen) ueberholt, die so sehr Mitleid hatten, dass sie uns ihre Wanderstoecke geliehen haben, und uns spaeter mit einer Cola entgegenkamen, weil sie sich Sorgen gemacht haben. In Cabanaconde wars wieder ganz schoen kalt (auf der Fahrt dahin sind wir sogar durch Schnee gefahren, das war schoen) und ich hab Alpacka gegessen, sowas wie Lama und eine peruanische Spezialitaet. War ganz lecker.
Heute Abend fahren wir nach Ica, um dort ein bisschen Wein- und Piscoprobe zu machen, das macht man da. Dann noch nach Pisco und auf die Islas Ballestas, die Galapagos-Inseln fuer Arme, wo man angeblich Pinguine angucken kann. Und am Sonntag nach Lima, wo am Dienstag Abend unser Flieger ins verregnete Barranquilla (hoffentlich) abfliegt. Kolumbien hat wegen der anhaltenden Regenfaelle den Notstand ausgerufen, wir wissen nicht sicher wies in Barranquilla aussieht. Aber wird schon werden.
Ich muss jetzt was kochen... Melde mich naechste Woche nochmal, bis dann!
PS: Neue Bilder sind im Peru-Ordner. Juanita darf man leider nicht selbst fotografieren.
1. Dezember 2010
Das Salz in der Suppe
So, da sind wir nun wieder draussen aus der Salzwueste. Und es war unglaublich… salzig. Aber auch unglaublich schoen und unglaublich kalt. Jetzt sind wir wieder auf Meereshoehe und kriegen so gut Luft, dass ich den ganzen Tag nur noch ein- und ausatmen will, weil es so viel Spass macht. Genau genommen sind wir in Arica in Chile, ungefaehr da, wo Suedamerika den Knick hat (wo die Waffel aufhoert Waffel zu sein). Aber morgen gehts schon weiter nach Peru. Chile ist naemlich sehr teuer und ausserdem sehr europaeisch und zivilisiert. Damit der Schock in Peru und Kolumbien nicht zu gross wird, sind wir quasi nur kurz geblieben, um uns aufzuwaermen (und einen Sonnanbrand zu holen).
Fuenfte Station – Salar de Uyuni:
Auf dem Weg von La Paz in die weltgroesste Salzwueste, Salar de Uyuni, haben wir noch kurz Halt in Potosi gemacht. Frueher aufgrund von Silbervorkommen die reichste Stadt Lateinamerikas mit Strassenpflaster aus Silber, ist davon heute nicht mehr so viel uebrig. Zusaetzlich die hoechste Stadt der Erde (4.200m oder so) und deswegen sau kalt, als wir morgens um 7 Uhr nach einer Nachtfahrt ankamen. Aber na gut... dort sind wir noch eine Nacht geblieben, um dann weiter nach Uyuni zu fahren, wo wir in einem bolivianischen Luxushotel geschlafen haben (20 Dollar pro Person!) und die beste Pizza, sowie das beste Fruehstuecksbuffet bisher geniessen konnten (mit Pfannkuchen). Dann gings los in die bolivianische Salzwueste.
In der Salzwueste gibt es nur Salz. Und das zuhauf. Das ganze macht man mit einer organisierten Touri-Tour in einem Jeep. Wir hatten einen Karlsruher, einen Allgaeuer, eine Schweizerin, einen Englaender, uns zwei und einen stoffeligen bolivianischen Guide (Edgar) dabei. Zuerst haben wir am Eisenbahn-Friedhof gehalten, wo alle alten ausrangierten Zuege standen. Dann gings zu einer Salzabbaustaette und dann weiter in die Wueste hinein. Das ganze lief immer so ab: Der Guide haelt den Jeep an, sagt "hier koennt ihr aussteigen und Fotos machen. 15 Minuten" ah ja, danke fuer das Gespraech und die Information. Alles was man wissen wollte, musste man ihm aus der Nase ziehen. Aber na gut, ansonten waren wir sehr zufrieden mit der Tour-Company, man kann da auch echt Pech haben. Naechste Station war eine Insel in der Salzwueste mit vielen Kakteen, auch sehr nett. Dann haben wir noch eine ganze Weile lustige Tourifotos gemacht und sind dann in unsere erste Unterkunft, ein Hotel aus Salz. Dort gabs warmes Wasser, Wein zum Abendessen und warme Bettdecken, das war schoen.
Am naechsten Morgen gings dann weiter zu diversen Lagunen in verschiedenen Farben mit Flamingos (auch in verschiedenen Farben) und vielen Vicuñas (Cousin vom Lama). Auf der Fahrt haben wir ausserdem viele sehr bunte Berge und viele hohe und schoene Vulkane gesehen. Viel Natur also, aber wirklich sehr schoen. Eine Lagune war knallrot, wegen irgendeiner Algenart. Und tatsaelich sind auch deswegen die Flamingos rosa, weil sie diese Algen fressen. Klingt komisch, ist aber so. Die zweite Unterkunft (auf 4.400m, die Teilnehmer einer anderen Reisegruppe waren sehr sehr hoehenkrank) ist sehr "basic", aber unsere war sehr gut, was heisst, dass es fliessendes Wasser, aber keine Duschen und keine Heizung gab. Aber es war so kalt, man konnte eh nicht schwitzen und eine Nacht (mit der ganzen Gruppe) in einem Zimmer, haben wir schon ueberstanden. Am naechsten und letzten morgen mussten wir um 5 Uhr aufstehen, weil wir zu Geysiren fahren wollten. Und deren Dampf sieht man nur wenns noch kalt draussen ist (achso, vielleicht sollte ich sagen, dass es tagsueber in der Wueste immer sehr warm, nachts dafuer sehr sehr kalt ist). In die Geysire waren Leute aus anderen Gruppen reingefallen und hatten sich die Fuesse und Beine verbrannt, deswegen waren wir arg vorsichtig. War auf jeden Fall krass, wie es da aus der Erde gedampft und gesprudelt hat. Dann haben wir uns noch heisse Quellen angeguckt (waren aber zu weinerlich, um zu baden), noch zwei Lagunen und dann wurden wir auch schon an der bolivianischen Grenze rausgelassen. Ab dann gings bergab.
Sechste Station - Arica/Chile:
Aber nur hoehenmeter-technisch gesehen. Erstmal nach San Pedro de Atacama (2.500m) in der Atacama-Wueste. Das war mega-touristisch und wir sind noch den Tag ueber geblieben, um dann mit einer Nachtfahrt an die Kueste nach Arica (0.0m) zu fahren. Das einzige was hier noch salzig ist, ist der Pazifik. In Arica angekommen, mussten wir uns vom Wuestenabenteuer erholen, ein bisschen am Strand ausruhen (Nordsee-Strand mit kaltem Wasser wegen kalter Humboldt-Stroemung und viel Wind) und immer lecker kochen, weil ausser uns fast niemand im Hostel ist. Heute gabs Frikadellen, Kartoffelbrei und Brokoli. Super. War gleichzeitig auch das erste Adventskalender-Tuerchen, da wir die altbewaehrte Costa-Rica Methode machen muessen, wo immer die schoenste Sache am Tag einem Tuerchen entsprochen hat. Gibt halt keine Schoko-Kalender...
Morgen gehts dann nach Arequipa in Peru. Das liegt wieder etwas hoeher, aber das ist ja nicht so schlimm. Von dort wollen wir noche in para Ausfluege machen und dann weiter die Kueste hochfahren, immer Richtung Lima. Und von dort dann nach Kolumbien fliegen, falls man dort landen kann. Im Moment sind dort die schlimmsten Regenfaelle seit 50 Jahren und es fliegen auch nicht so viele Fluegzeuge. Hoffentlich in zwei Wochen wieder.
Melde mich von unterwegs aus. Liebste Gruesse an alle.
PS: Erste neue Bilder gibts im Bolivien- und Chile-Ordner, der Rest kommt noch (PC ist zu langsam)
22. November 2010
Die Maedchen von der Copacabana
Gut, die richtige Copacabana liegt schon eher in Brasilien. Aber die kleine Schwester liegt in Bolivien. Der passende Musiktipp kam von Anne und Ivo (Das Maedchen von der Copacabana, von Badesalz), danke dafuer. Wobei die wohl auch eher Brasilien meinen. Im bolivianischen Copacabana ist es naemlich ganz schoen kalt. Und in La Paz auch, da sind wir naemlich grade... und Sauerstoff gibts auch nicht so viel, wegen der Hoehe. Trotzdem versuch ich mal zu schreiben :)
Dritte Station - Titicacsee, Bolivien:
Wir sind letzte Woche dann mal los von Cuzco in Richtung Bolivien. Ganz einfach, dachten wir, fahren wir mal mit dem Bus nach Puno (so sechs Stunden) und ueberqueren noch am gleichen Tag die Grenze nach Bolivien und fahren weiter nach Copacabana. Na ja, so einfach wars dann doch nicht. Die Peruaner hatten sich naemlich ueberlegt, die Strasse zwischen Cuzco und Puno zu sperren, aufgrund irgendwelcher Proteste. Wir wurden dann einige Kilometer vor Puno rausgelassen mit dem Hinweis der Busfirma, dass wir einfach ein bisschen laufen muessten und dann in Minibusse umsteigen koennten. "Einfach ein bisschen laufen" ist auf einer Hoehe von knapp 4.000m in den Anden bergauf mit den schweren Rucksaecken gar nicht so leicht. Besser gesagt ist es sau anstrengend und wenn ich nicht Angst gehabt haette in der Nacht in den Anden zu erfrieren, waere ich glaub ich nicht weitergelaufen. Die Strasse war vollgestopft von Bussen und LKWs, ueberall lagen Steine, damit keiner weiterfahren konnte. So geht Protest auf peruanisch. Die LKW-Fahrer haben uns dann ausgelacht, als wir da langkamen mit den Rucksaecken - gar nicht nett. Nach drei Stunden laufen kamen wir mit Einbruch der Dunkelheit in Puno an und mussten erstmal noch weiter laufen, durch eine voellig zerstoerte Stadt mit Lagerfeuern ueberall und umgeworfenen Strassenlaternen. Irgendwann fuhren dann auch Minibusse und wir waren fertig, aber froh, irgendwie im Hostel angekommen zu sein.
Am naechsten Tag gings dann weiter zum Titicacasee, der hoechstgelegene See dieser Groesse auf der Welt. Vorher mussten wir noch schnell die Grenze ueberqueren und den bolivianischen Grenzbeamten sagen, ob wir lieber Podolski oder Ballack moegen. Und dann waren wir auch schon in Copacabana, einem kleinen Dorf am See, das quasi aus zwei Strassen besteht, mit Cafés, Restaurants und Hostels (und einer Milliarde Touranbietern fuer Titicacasee-Ausfluege). Dort sind wir erstmal ein bisschen rumgelaufen und auf einen Berg gewandert fuer die Aussicht (tolle Idee bei der Hoehe, viel zu anstregend) und ausserdem mit einem Bootchen auf die Isla del Sol gefahren.
Da ist angeblich der Inka-Kult geboren worden und der erste Inka erschienen. Dort konnte man dann auch ein bisschen wandern und alles anschauen - ein schoener Ausflug. Vor allem mit den riesig hohen Bergen mit Schnee im Hintergrund. Abends haben wir immer in einem tollen bolivianischen Restaurant gegessen, das tollste war, dass es beheizt war. Ausserdem gab es Gluehwein, fast so lecker wie auf dem Weihnachtsmarkt bei uns, das war toll. Von Copacabana aus gings weiter in die Hauptstadt nach La Paz...
Vierte Station - La Paz:
La Paz ist Wahnsinn. Die Stadt ist in ein Tal gebaut worden, das leider so klein ist, dass eigebtlich alle Haeuser auf dem Berg liegen. Bis zu 4.100m hoch - damit ist La Paz der hoechste Regierungssitz der Welt. Die bolivianische Hauptstadt ist Sucre (Danke an den Hinweis an Laura B.).
Rumlaufen geht gar nicht, bzw. nur sehr schwer, weil viel zu anstregend. Die Stadt ist total belebt und voller Menschen - eine typische lateinamerikanische Grossstadt. Und irgendwie ist hier einiges deutsch. Nach vier Monaten Abstinenz auch mal ganz schoen. So gibt es beispielsweise die deutsche "Kuchenstube" fuer nachmittags, mit deutschen Torten und Kuchen, wo man ausserdem auch Weihnachtsplaetzchen kaufen kann. Ausserdem die Kneipe "Reineke Fuchs" mit deutschem Essen und deutschem Bier. Auch ganz nett, auch wenn wirs bisher noch nicht ausprobieren konnten. Machen wir hoffentlich noch.
Wir sind wieder im uebelsten Partyhostel gelandet, aber das hat bloederweise erfahrungsgemaess die saubersten Baeder, die waermsten Duschen und die dicksten Decken und ausserdem beheizte Raeume. Dafuer nimmt man auch das mit Oropax schlafen ab einer bestimmten Uhrzeit in Kauf. Hier habe ich ausserdem das unordentlichste Hostelzimmer aller Zeiten gesehen :) Das schoene ist, das das Hostel im ehemaligen "Hotel Vienna" untergebracht ist und an den Waenden Bilder von Sissi und Franz haengen... Wie weit ist erst Wien?
Heute waren wir im Coca-Museum und da hingen tatsaechlich Bilder von Merck und Darmstadt, weil die da nicht so ganz unbeteiligt waren an der Herstellung. Gibt eh so paar Probleme mit Coca. Die positiven Wirkungen sind unumstritten, bloederweise kann man aus den Blaettern halt nicht nur Tee, sondern auch Kokain machen... Alles nicht so leicht. Der Evo Morales (bolivianischer Praesident) war auch mal Cocabauer und setzt sich auch heute noch fuer die Rechte von eben diesen ein. Morgen Abend fahren wir mit dem Nachtbus nach Potosí, einer Stadt die durch ihre Silberminen zu Beruehmtheit und Reichtum gelangt ist. Eine Fuehrung in der Silbermine werden wir wohl nicht machen, soll zu gefaherlich sein. Kurz hatten wir einen Ausflug in den bolivianischen Dschungel geplant, aber wegen zu hoher Gelbfieber-Gefahr haben wir auch das bleiben lassen... Ganz schoen vernuenftig.
Von Potosí aus gehts weiter nach Uyuni und dann in die Salzwueste, die wie der Titicacasee und La Paz im bolivianischen Altiplano liegen. Dort machen wir eine Drei-Tages-Tour, die uns hoffentlich an der Grenze nach Chile rausschmeisst, wo wir dann nach Arica fahren, um kurz mal wieder Strand und Meer zu haben und uns ein bisschen auszuruhen. Dann gehts auch schon wieder zurueck Richtung Lima an der Pazifikkueste entlang mit einem Abstecher nach Arequipa und zum tiefsten Cañon der Welt... immer diese Superlativen.. aber so isses hier halt. Alles super :)
Melde mich dann von Chile aus wieder! Bis dann! Gruss und Kuss...
PS: Neue Bilder gibts im Bolivien-Ordner!
14. November 2010
Nicht von dieser Welt
Die Guajira, also die Wueste in Kolumbien, war meiner Meinung nach das Ende der Welt. Machu Picchu aber, ist nicht von dieser Welt. Es gibt keine Wort, die diese alte Inkastadt im Nebelwald der peruanischen Anden auf 2.500m beschreiben koennen. Und kein Foto kann widerspiegeln, wie sich Machu Picchu in echt anfuehlt. Unglaublich, unbeschreiblich. Man will gar nicht mehr weg.
Eine Woche sind wir jetzt unterwegs und gestern wieder in Cuzco angekommen. Bisher verlief unsere Reise wie folgt...
Erste Station – Lima:
Nach einem turbulenten Flug von Barranquilla nach Bogotá durften wir dort eine Nacht am Flughafen verbringen. So Tom-Hanks-Terminal-maessig. Ne Uebernachtung haette sich naemlich nicht gelohnt. Am naechsten Morgen gings weiter nach Lima. Auf dem Flug haben wir den Cotopaxi in Ecuador gesehen, einer der hoechsten aktiven Vulkane der Welt und die Anden mit Schnee, das war schoen. Dann Lima also, hui, das erste Mal auf der Suedhalbkugel, aber eigentlich fuehlt sich alles gleich an. Nur kaelter wars. Aber warme Jacken wollten wir ja eh kaufen. Haben wir dann auch gemacht. Am naechsten Tag dann noch ein bisschen Lima angeguckt, ist auch sehr huebsch, aber gross. Man muss in Peru aufpassen, dass man nicht aus Versehen Meerschweinchen isst, das ist naemlich die nationale Spezialitaet. Bisher haben wirs noch nicht probiert. Achso, und Lamas gibts natuerlich an jeder Ecke. Falls noch jemand fragen wollte :)
Am Dienstag Abend gings dann los Richtung Cuzco. Mit dem Bus 21 Stunden, krass. Voll durch die Anden und so. Die Busse hier sind sehr serioes und ein Busterminal funktioniert wie ein Flughafen. Gab auch was zu essen im Bus. Nach der ewigen Kurverei hatte ich aber irgendwann keinen Hunger mehr. Das soll die laengste Busfahrt der Reise gewesen sein, Gott sei Dank.
Zweite Station – Cuzco und Machu Picchu:
In Cuzco angekommen, mussten wir erstmal mit der Hoehe klarkommen. Bei knapp 3.400m gar nicht so leicht. Da kriegt man erstmal Kopfweh und vor allem weniger Luft. Heisst Hoehenkrankheit ud hat hier jeder, der erstmal ankommt. Leben auf so einer Hoehe ist auch einfach nicht normal. Hilfsmittel der Einheimischen und mittlerweile auch von uns: Koka in allen Formen. Also die Kokapflanze als Tee, Bonbon, Schokolade oder pur zum draufrumkauen. Hilft tatsaechlich, hat ziemlich viele positive Wirkungen und macht nicht high oder suechtig.
Nachdem wir dann ca. 17 Stunden geschlafen haben, war auch wieder alles besser und wir konnten Cuzco angucken. Auch sehr putzig, aber sehr touristisch. Wie alles hier. Peru ist Tourismus-Hochburg, man wird immer auf englisch angesprochen auch wenn man auf spanisch antwortet. Nicht so schoen. Und ca. eine Milliarde Amerikaner, die hier rumlaufen. Aber gut, das wussten wir vorher. Die Route die wir gehen, heisst auch Gringo-Trail. Also gut, Cuzco angeschaut, wurde vom ersten Inka-Koenig gegruendet, aber als die Spanier kamen, haben die ihren Kram ueber die Inka-Bauten drueber gebaut. Man kann also sowohl Inka- als auch Kolonialbauten anschauen. Oder einfach Kaffee trinken und Pfannkuchen essen zwischendurch. Am Freitag gings dann los zum Machu Picchu.
Diese alte Inka-Stadt, die noch so gut erhalten ist, ist DAS Ziel auf diesem Kontinent, Attraktion Numer eins quasi. Wenn man mal dort war kann man das auch verstehen. Um 1450 von einem Inka-Koenig erbaut, sind bis heute nicht alle Raetsel um diesen Ort geloest. Als die Spanier kamen, war Machu Picchu schon verlassen und auch noch nicht fertig gebaut. Flucht aus Angst vor neuen staerkeren Goettern soll das Motiv der Inka gewesen sein. Die Stadt hatte keine weitere Bedeutung fuer die Spanier, ob sie Gold fanden oder nicht, weiss man nicht. Es weiss ja eh keiner wo der Inka-Schatz liegt. 1911 wurde die Stadt von Hirham Bingham, einem Amerikaner, offiziell entdeckt. Der war von einem kleiner peruanischen Jungen dorthin gefuerht wurde, der in den Ruinen immer gespielt hatte. Die verlorene Stadt war also aufgetaucht. Mittlerweile gehoert sie zu den neuen Weltwundern.
Und Machu Picchu, das geht so: Man kann in Cuzco eine Touri-Tour buchen, wo alles organisiert und recht teuer ist. Man kann auch einfach alles selber machen. So wie wir. Wozu koennen wir denn bitte diese Sprache? Los gings also nach Ollantaytambo, zum Bahnhof der PeruRail. Wir sind dann mit dem Zug der peruanischen Eisenbahn durch ein Tal in den Anden bis nach Aguas Calientes gefahren, von dort dann am Samstag gestartet. 04:00 Uhr aufstehen, 05:30 Uhr den ersten Bus nach oben nehmen, um vor den Tagestouristen da zu sein und um auf den Berg hinter der Ruine steigen zu koennen. Da duerfen nur 400 Personen am Tag drauf.
Der erste Blick auf Machu Picchu war unbeschreiblich. Man hat 1.000 Bilder davon gesehen und auf einmal steht man davor. Klar, eigentlich sinds nur ein paar Steine, aber es sind DIE Steine. Wie gesagt, man muss das selbst sehen. Wir sind dann hoch auf den Berg gestiegen, was ziemlich anstregend war.
Zu unserer Schande wurden wir vom kalifornischen Odenwaldklub ueberholt, der, oben auf der Spitze angekommen, erstmal die Aufstiegszeiten aller Teilnehmer verglich (Teilnehmer waren alle um die 65 plus). Von denen wurden wir auch abends im Ort mit den Worten "oh look, the kids are back" begruesst. Sehr symphatisch. Wir haben dann oben gewartet, bis sich der Nebel verzogen hatte und man die Ruinen besser sehen konnte. Der Abstieg war aufregend, besser gesagt angsteinfloessend. Glitschige schmale Stufen, und ein Blick ca. 1.000m in die Tiefe. Aber hat alles geklappt. Bloss nicht runtergucken, dann gehts.
Dann haben wir uns von einem Guide noch die Ruinen erklaeren lassen, was unbedingt notwenidg ist, weil man sonst gar nichts versteht. Die Inkas waren die besten Architekten, die diese Welt jemals gesehen hatte und auch sonst wahrscheinlich viel schlauer als wir. Hochkultur halt. Alles hatte einen Sinn, jeder Stein einen Hintergrund, und alles war perfekt gebaut. Nachdem wir ca. 12 Stunden da oben verbracht hatten, wars dann irgendwann auch ziemlich kalt. Mit dem Zug und dem Bus sind wir dann wieder durchs Tal zurueck und den Berg hoch auf 3.400m nach Cuzco, wo wir uns jetzt erstmal ein oder zwei Tage ausruhen wollen. Alles erstmal verarbeiten, ausserdem ist es kalt und die Gefahr sich zu erkaelten ziemlich hoch. Also muessen wir mal bisschen langsam machen. Naechste Station ist der Titicacasee auf der bolivianischen Seite, dort zuerst Copacabana und dann die Isla del Sol. Melde mich dann dort wieder hoffentlich.
Bis dann, beso y abrazo!
PS: Bilder gibts jetzt auch!
7. November 2010
Das mit dem Risiko...
Der Spruch mit dem Kolumbien die Besucher ins Land holen will geht ungefähr so: "Kolumbien – das einzige Risiko ist, dass man nicht mehr weg will" (Colombia, el único riesgo es que te quieras quedar).
Man kann es wohl so unterschreiben. In knapp vier Monaten habe ich dieses Land zu schätzen und zu lieben gelernt. Und deswegen bin ich traurig, wenn wir heute Abend ins Flugzeug steigen. Es hätte noch so viel zu sehen gegeben in Kolumbien, denn auch wenn wir jedes zweite Wochenende unterwegs waren, waren wir nicht überall. Ist ja auch viel zu groß hier.
In den drei Tagen in denen wir im Dezember nochmal hier sind, ist dann nur noch Zeit fürs Wäsche waschen, kurz nochmal in die Karibik hüpfen und allen Verbliebenen endgültig Tschüss zu sagen. Es war eine schöne Zeit, aber da der Abschied noch nicht ganz endgültig ist, fallen mir auch noch keine großen Schlussworte ein. Es hat sich gelohnt, auch wenn zwischendurch ein paar Steinchen im Weg lagen, aber Barranquilla war eine gute Entscheidung. Auch wenn das Niveau in der Uni nicht so hoch, das Essen eher ungesund und viele Freundschaften im Nachhinein vielleicht doch eher nur oberflächlich waren – egal. Es hat sich gelohnt und ich würde es wieder tun. Und ich werde bestimmt wiederkommen.
So richtig los geht es aber jetzt erst. Fünfeinhalb Wochen, drei Länder, gefühlte 100.000 Höhenmeter und quasi einmal quer durch die Anden und wieder zurück. Das liegt vor uns, also vor Josefine und mir. In der Karte könnt ihr die ungefähre Reiseroute sehen (zum vergrößern anklicken). Eigentlich bin ich kein Fan von festgeplanten Reiserouten und lasse mich lieber treiben, aber aufgrund der knappen Zeit und der großen und auch weit auseinanderliegenden Ziele (wie Machu Picchu, dem Titicacasee oder der Salzwüste in Bolivien) muss es eine Route und einen Plan geben. Sonst würden wir vielleicht nicht alles schaffen. Vielleicht schaffen wir auch so nicht alles, aber einen Versuch ist es schon mal Wert. Ich freue mich auf jeden Fall total und bin auch sehr gespannt.
Wir gehen auf ausgetretenen Pfaden, werden also fast immer zwischendurch Internetzugang haben. Kommunikation ist daher möglich. Wir gehen außerdem eine Route, in der das Wetter eher nicht so dolle ist (siehe nächste Karte, quasi einfach das grüne, kalte Gebiet in der Mitte).
Eine Mütze habe ich mir schon gekauft, eine Winterjacke kaufe ich mir noch in Lima. In Bolivien sind die Temperaturen nachts schon unter 0°C. Ich werde also nicht so braungebrannt wie nach Costa Rica wiederkommen, sondern mich schon ein bisschen auf den deutschen Winter einstimmen.
Wir hören uns auf jeden Fall von unterwegs! Bis dann!
31. Oktober 2010
Sand in den Schuhen am Ende der Welt
Einmal ans Ende der Welt und wieder zurück. Das war das letzte Wochenende. Zumindest hat es sich so angefühlt. Wenn man im Reiseführer über die "Guajira" liest, ist man nicht sicher ob man wirklich hinmöchte. Nicht für jeden soll es sein, und eher speziell. Dort leben eigentlich nur Indios, die Wayuu, und es ist viel zu heiß und die Anreise viel zu strapaziös. Hört sich super an, haben wir uns gedacht und sind mal los. Und es hat sich sowas von gelohnt.
Nach der ganzen Rosa-Geschichte mussten wir unsere Abreise auf Samstag verschieben und haben erstmal zehn Stunden im Bus nach Riohacha gebraucht. Die Stadt ist eigentlich so fünf Stunden höchstens entfernt und stellte quasi den Ausgangspunkt der Reise da, von dem aus wir am gleichen Tag noch weiter wollten. Leider wollte das Busunternehmen, dass wir noch eine Nacht in Riohacha bleiben in einem Hotel, wo das Bad keine Tür und Klo keine Brille hatte. Aber na gut...
Das Busunternehmen wollte nämlich zuerst mehrere Matratzen und ein Bettgestell transportieren, was es trotz dem lautstarken Protest der Kolumbianer auch gemacht hat (die fanden das gefährlich und wollten ihr Geld zurück). Außerdem fanden der Busfahrer und die dazugehörigen Schaffner, dass sie sich nach einem kleinen Teil der Strecke erstmal ein einstündiges Mittagessen verdient hatten. Nach zehn schweißtreibenden Stunden, mehreren Horrorfilmen (Kolumbianer gucken immer schlimme Filme im Bus, egal wie viele Kinder mitfahren), waren wir also in Riohacha. Das ging ja gut los.
Am nächsten Tag dann weiter nach Uribia und von dort aus ans Ende der Welt. Zumindest für diesen Tag. Cabo de la Vela heißt der Ort, der aus einer Straße besteht, mit ein paar Holzverschlägen und Hängematten, von denen aus man direkt ins Meer fällt. Die Fahrt im Jeep dorthin ging querfeldein zwischen Kakteen hindurch und zwei Mal sind wir im Schlamm stecken geblieben, aber der Fahrer hatte es im Griff.
In Cabo de la Vela haben wir Gott sei Dank ein Franzosen-Ehepärchen und drei andere Backpacker kennengelernt, die mit uns noch weiter ans noch endigere Ende der Welt fahren wollten. Da muss man nämlich mit dem Boot drei Stunden übers Meer und das Boot kostet über 300 Euro, und je mehr Leute mitfahren, desto billiger, klar. Klar wurde uns auch am nächsten Morgen, warum das so teuer ist. Quasi die Lebensversicherung für den Kapitän und seinen einen Matrosen. Auf der Nussschale von Boot gab es leider auch nur für die Besatzung Rettungswesten, aber Europäer können ja bekanntermaßen alle schwimmen.
Nach drei Stunden, hohen Wellen und durch und durch nass (deswegen gibt es auch keine Fots von der Überfahrt) kamen wir gut gelaunt in Punta Gallinas, dem nördlichsten Punkt Südamerikas, an. Dort leben die Wayuu, das einzige Volk in Südamerika, das nie von Spaniern regiert wurde und sich immer selbst verteidigt hat. Sie sprechen eine andere Sprache, ziehen sich anders an, haben eigene Gesetze und leben in der Guajira mit ihren Ziegen.
Bei den Wayuu haben wir dann gewohnt, in bequemen Hängematten geschlafen, es gab Langusten zu essen und sie haben uns noch weiter in die Wüste gefahren (Die ganze Guajira ist so wüstenmäßig, aber weil Regenzeit ist, war es relativ grün. Geographisch korrekt, wäre das ganze wohl eher eine Savanne, aber unter Wüste könnt ihr euch mehr vorstellen). Wir waren dann bei so Dünen am Meer und die Fahrt war wieder durchs Nichts, zwischen den Kakteen und ein paar Ziegenskeletten hindurch. Es hat sich angefühlt, als ob man jetzt wirklich angekommen wäre und es ab hier nicht mehr weitergeht. Nirgends wohin. Die Landschaft, die wir das ganze Wochenende gesehen haben, war unglaublich und unbeschreiblich. Deswegen lieber ein paar Bilder:
Die Strapazen haben sich absolut gelohnt (die Rückfahrt war quasi genauso anstrengend) und es war das beeindruckendste was ich bisher gesehen habe. Vor allem, weil sich einfach keine Menschenseel dorthin verirrt, außer ein paar bekloppten Deutschen und Franzosen. Wahnsinn. Und schwer in Worte zu fassen. Muss mal selber sehen. Ein bisschen Aladin-mäßig, ein bisschen Sahara, ein bisschen mysteriös. Ich kann es nicht sagen. Mittlerweile haben wir alle Klamotten wieder entsandet und die Rucksäcke entmatscht. Ein gutes Gefühl. Die Bilder haben wir im Kopf. Ein noch viel besseres Gefühl.
Diese Woche ist unsere letzte Uniwoche und dementsprechend gibt es viel zu tun. In unserer neuen Bleibe ist alles gut und die Rosa-Sache haben wir ganz gut verarbeitet. Die Mordgedanken kommen jetzt nur noch jeden zweiten Tag.
Ende der Woche melde ich mich nochmal mit den Details über die bevorstehende Reise. Bis dahin. Un beso!
PS. Neue Fotos gibts auch. Sind alle etwas sanding und viele gleich, aber ich konnte nicht aufhören Bilder zu machen.
22. Oktober 2010
Freiheitsentzug für acht Euro
Es ist eine absurde Geschichte, das absurdeste, was bisher passiert ist. Die gute Nachricht: wir sind auf freiem Fuß. Und wir haben alle Bedrohungen abgewendet, können uns also auch weiterhin auf freiem Fuß bewegen. Wie schön. Aber kurz der Reihe nach.
Es gab wieder Streit mit unserer Vermieterin. Es ging um ein bisschen Geld, um unsere kaputten Klamotten, um allen möglichen Mist. Es ging soweit, dass wir gesagt haben, dass wir die letzten zwei Wochen besser ausziehen und lieber nicht mehr streiten wollen. Gesagt, getan, Koffer gepackt.
Der Haken an der Sache war, dass wir für unseren letzten Tag nicht mehr bezahlen wollten. Aus Prinzip. Wegen den kaputten Klamotten, die sie uns versprochen hatte zu ersetzen, um es sich dann anders zu überlegen und uns zusätzlich als Lügner und selbst schuld darstellen zu wollen. Es sind nur Kleinigkeiten wie diese, aber es hatte sich halt summiert. Und dann haben wir ihr gestern Abend gesagt, dass wir heute (Donnerstag) ausziehen werden. Fand sie ok, hat aber noch irgendwas gebrebelt, was wir ihr noch schulden würden. Lassen wir sie mal reden, haben wir gedacht, sie wird sich schon wieder einkriegen. Dann den ganzen Tag in der Uni gewesen und abends um halb acht wollten wir uns dann aufmachen zu ein paar Freunden, die in der Nachbarschaft wohnen und ein Zimmer frei haben. Und dann kams.
Ich bin mit meiner Tasche und meinem Rucksack zum Pförtner und wollte ein Taxi auf der Straße rufen. Und der Pförtner hat irgendwas gefaselt von wegen, er könnte mir die Tür nicht aufschließen. Ich dachte, ich hätte es falsch verstanden, keine Ahnung, das kann er ja nicht gemeint haben. Nochmal nachgefragt und im Wortlaut übersetzt hat er folgendes gesagt: "Ich habe die Anweisung von Rosa (der Vermieterin), euch nicht rauszulassen, sobald ihr mit euren Koffern und Taschen gehen wollt. Vorher müsst ihr mir das Geld für den fehlenden Tag geben." Rosa selbst war nicht da und hatte sich also mit dem Pförtner verbündet, na ganz toll. Ich konnte nicht anders und hab erstmal gelacht, gefragt ob es sein Ernst ist. Mittlerweile war auch Josefine unten angekommen und lachte mit. Da standen wir dann und durften nicht raus. Klar wir hätten den Pförtner zwingen oder überwältigen können, aber die Situation war zu bescheuert und der Arme konnte ja auch nichts dafür und hätte seine Arbeit verlieren können, wenn er sich Anweisungen "von oben" widersetzt. Also erstmal kurz überlegt, wie weit unser juristisches Fachvokabular reicht und dann erstmal Rosa angerufen.
Das Telefongespräch war denkwürdig. Gefühlte 15 Minuten hat sie mich angeschrien und beleidigt, die übelsten Beschimpfungen, teilweise konnte ich wieder nur lachen, wenn sie mich mal zu Wort hat kommen lassen, hab ich was erwidert, aber das war schwer. Das Problem ist, das Streiten auf Spanisch einfach unfair ist. Uns fehlen die entscheidenden Wörter. Es war also klar, wir müssen bezahlen und dürfen vorher nicht gehen, egal wie viel Geld sie uns für die Klamotten schuldet. Sie war an nichts schuld, wir an allem, weil wir schlechte Menschen, egoistisch, schlecht erzogen und einfach dumm wären. Alles klar, danke für das Gespräch.
Mittlerweile war auch Lina, unsere andere kolumbianische Mitbewohnerin gekommen, mit der sind wir befreundet und die hat die gleichen Probleme mit unserer Vermieterin. Ab da hat sie dann mit Rosa kommuniziert, der Portero blieb bei seiner "ich-darf-euch-aber-nicht-raus-lassen-Meinung", wir bei unserer "wir-werden-nicht-bezahlen-und-was-ihr-hier-macht-ist-übrigens-illegal-Einstellung". Es ging hin und her wie beim Tischtennis, Rosa und Lina haben sich gestritten, Rosa hat die absurdesten Dinge vorgeschlagen, was wir alles unterschreiben sollen und dass sie unsere T-Shirts fotografieren will, und wir standen da und doch gleichzeitig im Wald. Es ging nicht um die 20.000 Pesos, die wir jeder bezahlen sollten (acht Euro), sondern nur ums Prinzip. Sie war stur, wir waren stur. Das kann man nur verstehen, wenn man ihren Hintergrund kennt und weiß was hier so ablief und auch immer noch abläuft mit anderen. Das ist jetzt zu viel zum Schreiben. Erzähl ich daheim.
Blöderweise hat sie ihr letztes Gespräch mit Lina mit den Worten "dann werde ich jetzt halt meine Freunde anrufen" beendet, und da hats uns dann doch kurz gereicht. Kurzer Anflug von Angst, kurz die Bilder im Kopf wie Rosas Assi-Freunde uns auflauern. Ich hab die Kolumbianer gefragt, was uns denn passieren könnte, aber die waren entspannt und haben gesagt, dass wir keine Angst haben müssen.
Nächster Schritt war dann, dass wir zur Polizei gegangen sind, damit die uns helfen. Leichter Widerspruch, die Polizei ist hier eher so vom Typ "da kann ich jetzt auch nichts machen", aber wir dachten bei Freiheitsberaubung könnten wir schon mal Bescheid sagen. Ohne Koffer durften wir ja raus und mit Juan und Lina sind wir dann los. Habens der Polizeistation um der Ecke erklärt, die wollten jemanden schicken. Nicht jedoch ohne uns zu fragen ob wir Deutschen denn grundsätzlich nicht so auf Latinos stehen oder obs da Verbote gäbe, was Hautfarbe und Hochzeit in Deutschland betrifft. Hä? Die Polizisten hatten also ganz andere Sorgen, haben uns aber auch bestätigt, dass Vorfälle wie der unsrige schon öfter bei Rosa passiert wären.
Wieder daheim war dann die Polizei da, ein Freund von Lina von der Staatsanwaltschaft, unser Pate Juan, der Rest unserer WG, Rosa und unsere nervige Nachbarin sowie der Pförtner. Rosa hat sich dann versucht zu erklären, hat uns vor der Polizei als Lügner bezeichnet, uns wieder nicht ausreden lassen und gesagt, wir würden ja quasi eh kein Spanisch verstehen. Alles klar.
Ende vom Lied, weil ich jetzt schlafen gehen muss, war dann, dass es Lina zu bunt wurde und sie gesagt hat, dass wir jetzt einfach bezahlen und alle gehen. So nach dem Motto "der Klügere gibt nach". Dieses Motto kannte Rosa leider nicht, sie hat mit den Geldscheinen rumgewedelt und für sich das Motto "seht ihr, ich hatte ja doch Recht" ausgesucht. Lächerlich. Schade, dass wie also den Streit "verloren" haben, ich dachte wir würden einfach gehen ohne zu bezahlen, vor der Polizei hätte sie uns ja nix antun können. Aber na gut, die wussten auch nicht, was sie machen sollen. Haben uns vorgeschlagen doch die neue Adresse auszutauschen, damit wir das später noch regeln können. Ich hab dann erklärt, dass die Frau uns bedroht hatte und ich nicht weiß welche Ausmaße das in Kolumbien annehmen kann (Vorurteile, juchee!) und das letzte was diese Frau von mir bekommen würde, meine Adresse wäre. Hat Rosa wieder geleugnet, dass sie uns bedroht hätte. So ging das halt die ganze Zeit, egal ob am Telefon oder persönlich, Hauptsache alles so drehen und wenden, wie mans braucht.
Wir wohnen jetzt woanders, sind noch leicht schockiert und durch den Wind und haben unseren Ausflug in die Wüste um einen Tag verschoben. Lina ist noch in der gleichen Nacht ausgezogen (die Polizei musste nochmal kommen, gleiches Lied quasi), Juan zieht nächste Woche aus.
Ich kann leider nicht alles detailgetreu wiedergeben, es war zu viel und zu krass was für Worte gefallen sind. Es sind auf jeden Fall auch genug Tränen (der Wut) geflossen, aber jetzt ist alles ok. Das ist chaotisch geschrieben, aber egal, schreiben war gut, alles wichtige gibt’s dann persönlich.
Die Adresse für Briefbomben steht ja noch in einem Eintrag weiter unten.
Es lebe die Freiheit! Hurra!
19. Oktober 2010
Jenseits von Afrika?
Afrika? Liegt eigentlich ziemlich weit weg. Ungefähr 12.000 Kilometer Luftlinie auf dem gleichen Breitengrad liegen der Sudan, Äthiopien, Nigeria oder Kamerun. Aber Afrika ist trotzdem ganz nah. Die Sklaven, die ab dem 16. Jahrhundert von Afrika nach Amerika gebracht wurden, haben die karibische Küste in Süd- und Mittelamerika stark beeinflusst. Über die Hautfarbe und die Sprache, bis zur Musik, den Tänzen und kulinarischen Besonderheiten, ist an der Küste noch mal einiges anders, als im Landesinnern. Das gilt für Kolumbien, genauso wie für Costa Rica und andere Länder.
Am Wochenende waren wir in Palenque, einem kleinen Dorf in der Nähe von Cartagena, auf dem Festival de Tambores (Trommel-Festival). Palenque war das erste freie afrikanische Dorf in Kolumbien, die Einwohner sind im 17. Jahrhundert aus Cartagena geflohen und haben ein Dorf gegründet. Dort fühlt man sich wie in Afrika (gut, ich war noch nie in Afrika, aber ich denke, man könnte sich dort so fühlen).
Nachdem wir das letzte Wochenende hier verbracht hatten, wurde es mal wieder Zeit für einen kleinen Ausflug. Mit drei kolumbianischen Freunden gings am Sonntagmorgen los Richtung Westen. Nach einem Zwischenstopp am Strand, wo wir kurz gebadet haben und nach endlosem durchfragen sind wir nachmittags in besagtem Palenque angekommen.
Ein Mini-Dorf, alle waren am tanzen und am feiern, überall gab es Stände mit Essen und es war gute Laune überall. Wir haben dann die Aufführungen angeguckt und mitgefeiert. Sollten eigentlich bei Freunden von dem einen Kolumbianer in der Hängematte schlafen, aber leider gab es nur eine Hängematte und außerdem sollte im Morgengrauen eine Kuh dort im Haus geschlachtet werden. Wir sind dann doch in ein ziemlich gammeliges Hotel, was zusätzlich den Vorteil des fließenden Wassers hatte, leider den Nachteil von vielen kleinen Ameisen im Bett hatte. Aber na gut, macht ja nix. Auf jeden Fall eine coole Erfahrung und ein absoluter Geheimtipp fernab von allen Reiseführern, das Festival de Tambores. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Zwischenstopp in Cartagena gemacht, an unserem Lieblingsplatz rumgehangen und ein bisschen aufs Meer geguckt, dann gings auch schon zurück in die Heimat.
Sonst standen die letzten zwei Wochen tatsächlich, man mag es kaum glauben, im Zeichen der Uni. Da das Semester sich dem Ende neigt, müssen wir sowas wie Abschlussarbeiten in unseren Kursen machen. Also sind wir tatsächlich manchmal in der Bibliothek. Das Niveau in der Uni wird von Woche zu Woche niedriger (auch in anfangs guten Kursen) und teilweise können wir über den "Unterricht" nur den Kopf schütteln. Die Kolumbianer finden das aber normal, klar sie kennen es auch nicht anders. Egal, noch drei Wochen Uni und dann geht’s ja eh los.
Ansonsten gabs ein bisschen Kultur in den letzten Tagen. Da wir ein paar intellektuelle Freunde haben, mit denen wir jetzt auch auf dem Festival waren, wissen wir immer was grad so los ist in der Stadt. Anfangs dachten wir ja, dass es hier sowas nicht gibt, aber letzte Woche waren wir auf der Ausstellung von einem befreundeten Maler und am Samstag bei einer Open-Air Veranstaltung, wo verschiedene Künstler, u.a. ein befreundeter Komödiant, aufgetreten sind.
Diese Woche hat nur drei Tage für uns, in denen wir auch ziemlich viel für die Uni machen müssen. Am Freitag geht’s dann hoffentlich in die Wüste, in die Guajira, quasi der östliche Zipfel Kolumbiens. Dort sind wir bis Dienstag, dann melde ich mich wieder.
Bis dahin, Gruß und Kuss
PS. Neue Fotos gibt’s auch.
PPS. Einen guten Semesterstart für alle!
PPPS. Zum Abschluss noch zwei schöne Fotos, mit unserer neuen kreativen Methode, die Wäsche zu trocknen und einem neuerlichen, aufregenden Fund aus unserem Kühlschrank.