19. Oktober 2010
Jenseits von Afrika?
Afrika? Liegt eigentlich ziemlich weit weg. Ungefähr 12.000 Kilometer Luftlinie auf dem gleichen Breitengrad liegen der Sudan, Äthiopien, Nigeria oder Kamerun. Aber Afrika ist trotzdem ganz nah. Die Sklaven, die ab dem 16. Jahrhundert von Afrika nach Amerika gebracht wurden, haben die karibische Küste in Süd- und Mittelamerika stark beeinflusst. Über die Hautfarbe und die Sprache, bis zur Musik, den Tänzen und kulinarischen Besonderheiten, ist an der Küste noch mal einiges anders, als im Landesinnern. Das gilt für Kolumbien, genauso wie für Costa Rica und andere Länder.
Am Wochenende waren wir in Palenque, einem kleinen Dorf in der Nähe von Cartagena, auf dem Festival de Tambores (Trommel-Festival). Palenque war das erste freie afrikanische Dorf in Kolumbien, die Einwohner sind im 17. Jahrhundert aus Cartagena geflohen und haben ein Dorf gegründet. Dort fühlt man sich wie in Afrika (gut, ich war noch nie in Afrika, aber ich denke, man könnte sich dort so fühlen).
Nachdem wir das letzte Wochenende hier verbracht hatten, wurde es mal wieder Zeit für einen kleinen Ausflug. Mit drei kolumbianischen Freunden gings am Sonntagmorgen los Richtung Westen. Nach einem Zwischenstopp am Strand, wo wir kurz gebadet haben und nach endlosem durchfragen sind wir nachmittags in besagtem Palenque angekommen.
Ein Mini-Dorf, alle waren am tanzen und am feiern, überall gab es Stände mit Essen und es war gute Laune überall. Wir haben dann die Aufführungen angeguckt und mitgefeiert. Sollten eigentlich bei Freunden von dem einen Kolumbianer in der Hängematte schlafen, aber leider gab es nur eine Hängematte und außerdem sollte im Morgengrauen eine Kuh dort im Haus geschlachtet werden. Wir sind dann doch in ein ziemlich gammeliges Hotel, was zusätzlich den Vorteil des fließenden Wassers hatte, leider den Nachteil von vielen kleinen Ameisen im Bett hatte. Aber na gut, macht ja nix. Auf jeden Fall eine coole Erfahrung und ein absoluter Geheimtipp fernab von allen Reiseführern, das Festival de Tambores. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Zwischenstopp in Cartagena gemacht, an unserem Lieblingsplatz rumgehangen und ein bisschen aufs Meer geguckt, dann gings auch schon zurück in die Heimat.
Sonst standen die letzten zwei Wochen tatsächlich, man mag es kaum glauben, im Zeichen der Uni. Da das Semester sich dem Ende neigt, müssen wir sowas wie Abschlussarbeiten in unseren Kursen machen. Also sind wir tatsächlich manchmal in der Bibliothek. Das Niveau in der Uni wird von Woche zu Woche niedriger (auch in anfangs guten Kursen) und teilweise können wir über den "Unterricht" nur den Kopf schütteln. Die Kolumbianer finden das aber normal, klar sie kennen es auch nicht anders. Egal, noch drei Wochen Uni und dann geht’s ja eh los.
Ansonsten gabs ein bisschen Kultur in den letzten Tagen. Da wir ein paar intellektuelle Freunde haben, mit denen wir jetzt auch auf dem Festival waren, wissen wir immer was grad so los ist in der Stadt. Anfangs dachten wir ja, dass es hier sowas nicht gibt, aber letzte Woche waren wir auf der Ausstellung von einem befreundeten Maler und am Samstag bei einer Open-Air Veranstaltung, wo verschiedene Künstler, u.a. ein befreundeter Komödiant, aufgetreten sind.
Diese Woche hat nur drei Tage für uns, in denen wir auch ziemlich viel für die Uni machen müssen. Am Freitag geht’s dann hoffentlich in die Wüste, in die Guajira, quasi der östliche Zipfel Kolumbiens. Dort sind wir bis Dienstag, dann melde ich mich wieder.
Bis dahin, Gruß und Kuss
PS. Neue Fotos gibt’s auch.
PPS. Einen guten Semesterstart für alle!
PPPS. Zum Abschluss noch zwei schöne Fotos, mit unserer neuen kreativen Methode, die Wäsche zu trocknen und einem neuerlichen, aufregenden Fund aus unserem Kühlschrank.
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