31. Oktober 2010
Sand in den Schuhen am Ende der Welt
Einmal ans Ende der Welt und wieder zurück. Das war das letzte Wochenende. Zumindest hat es sich so angefühlt. Wenn man im Reiseführer über die "Guajira" liest, ist man nicht sicher ob man wirklich hinmöchte. Nicht für jeden soll es sein, und eher speziell. Dort leben eigentlich nur Indios, die Wayuu, und es ist viel zu heiß und die Anreise viel zu strapaziös. Hört sich super an, haben wir uns gedacht und sind mal los. Und es hat sich sowas von gelohnt.
Nach der ganzen Rosa-Geschichte mussten wir unsere Abreise auf Samstag verschieben und haben erstmal zehn Stunden im Bus nach Riohacha gebraucht. Die Stadt ist eigentlich so fünf Stunden höchstens entfernt und stellte quasi den Ausgangspunkt der Reise da, von dem aus wir am gleichen Tag noch weiter wollten. Leider wollte das Busunternehmen, dass wir noch eine Nacht in Riohacha bleiben in einem Hotel, wo das Bad keine Tür und Klo keine Brille hatte. Aber na gut...
Das Busunternehmen wollte nämlich zuerst mehrere Matratzen und ein Bettgestell transportieren, was es trotz dem lautstarken Protest der Kolumbianer auch gemacht hat (die fanden das gefährlich und wollten ihr Geld zurück). Außerdem fanden der Busfahrer und die dazugehörigen Schaffner, dass sie sich nach einem kleinen Teil der Strecke erstmal ein einstündiges Mittagessen verdient hatten. Nach zehn schweißtreibenden Stunden, mehreren Horrorfilmen (Kolumbianer gucken immer schlimme Filme im Bus, egal wie viele Kinder mitfahren), waren wir also in Riohacha. Das ging ja gut los.
Am nächsten Tag dann weiter nach Uribia und von dort aus ans Ende der Welt. Zumindest für diesen Tag. Cabo de la Vela heißt der Ort, der aus einer Straße besteht, mit ein paar Holzverschlägen und Hängematten, von denen aus man direkt ins Meer fällt. Die Fahrt im Jeep dorthin ging querfeldein zwischen Kakteen hindurch und zwei Mal sind wir im Schlamm stecken geblieben, aber der Fahrer hatte es im Griff.
In Cabo de la Vela haben wir Gott sei Dank ein Franzosen-Ehepärchen und drei andere Backpacker kennengelernt, die mit uns noch weiter ans noch endigere Ende der Welt fahren wollten. Da muss man nämlich mit dem Boot drei Stunden übers Meer und das Boot kostet über 300 Euro, und je mehr Leute mitfahren, desto billiger, klar. Klar wurde uns auch am nächsten Morgen, warum das so teuer ist. Quasi die Lebensversicherung für den Kapitän und seinen einen Matrosen. Auf der Nussschale von Boot gab es leider auch nur für die Besatzung Rettungswesten, aber Europäer können ja bekanntermaßen alle schwimmen.
Nach drei Stunden, hohen Wellen und durch und durch nass (deswegen gibt es auch keine Fots von der Überfahrt) kamen wir gut gelaunt in Punta Gallinas, dem nördlichsten Punkt Südamerikas, an. Dort leben die Wayuu, das einzige Volk in Südamerika, das nie von Spaniern regiert wurde und sich immer selbst verteidigt hat. Sie sprechen eine andere Sprache, ziehen sich anders an, haben eigene Gesetze und leben in der Guajira mit ihren Ziegen.
Bei den Wayuu haben wir dann gewohnt, in bequemen Hängematten geschlafen, es gab Langusten zu essen und sie haben uns noch weiter in die Wüste gefahren (Die ganze Guajira ist so wüstenmäßig, aber weil Regenzeit ist, war es relativ grün. Geographisch korrekt, wäre das ganze wohl eher eine Savanne, aber unter Wüste könnt ihr euch mehr vorstellen). Wir waren dann bei so Dünen am Meer und die Fahrt war wieder durchs Nichts, zwischen den Kakteen und ein paar Ziegenskeletten hindurch. Es hat sich angefühlt, als ob man jetzt wirklich angekommen wäre und es ab hier nicht mehr weitergeht. Nirgends wohin. Die Landschaft, die wir das ganze Wochenende gesehen haben, war unglaublich und unbeschreiblich. Deswegen lieber ein paar Bilder:
Die Strapazen haben sich absolut gelohnt (die Rückfahrt war quasi genauso anstrengend) und es war das beeindruckendste was ich bisher gesehen habe. Vor allem, weil sich einfach keine Menschenseel dorthin verirrt, außer ein paar bekloppten Deutschen und Franzosen. Wahnsinn. Und schwer in Worte zu fassen. Muss mal selber sehen. Ein bisschen Aladin-mäßig, ein bisschen Sahara, ein bisschen mysteriös. Ich kann es nicht sagen. Mittlerweile haben wir alle Klamotten wieder entsandet und die Rucksäcke entmatscht. Ein gutes Gefühl. Die Bilder haben wir im Kopf. Ein noch viel besseres Gefühl.
Diese Woche ist unsere letzte Uniwoche und dementsprechend gibt es viel zu tun. In unserer neuen Bleibe ist alles gut und die Rosa-Sache haben wir ganz gut verarbeitet. Die Mordgedanken kommen jetzt nur noch jeden zweiten Tag.
Ende der Woche melde ich mich nochmal mit den Details über die bevorstehende Reise. Bis dahin. Un beso!
PS. Neue Fotos gibts auch. Sind alle etwas sanding und viele gleich, aber ich konnte nicht aufhören Bilder zu machen.
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