22. August 2010
Zuhause?
Irgendwie schreibe ich diesmal nicht so viel, wie in Costa Rica. Das hat mehrere Gründe:
- Es passiert nicht immer so viel "Spannendes", wir leben unseren Alltag. Der ist eigentlich auch spannend und interessant, aber da sich hier langsam so was wie ein Wochenrhythmus einstellt (Montags Tischtennis, Dienstags dies und jedes, Mittwochs das, am Wochenende verreisen, und so weiter und so fort) gehen die Tage so schnell rum. Das wollte ich ja eigentlich nicht haben, weil die Zeit in Mainz schon immer so gerannt ist, aber vermeiden lässt sich das nicht. Wir leben hier. Also gibt’s auch Alltag.)
- Ich fühle mich von Tag zu Tag mehr angekommen und mehr zu Hause. Und das fühlt sich gut an. Meine Tischtennisfreunde sind nett und unternehmungslustig und in der Uni haben wir jetzt ne Freundin, die eigentlich aus Bogotá kommt, und über die haben wir auch ein paar coole und nette Leute kennengelernt. Das schöne an diesen Leuten ist, das sie etwas erwachsener drauf sind, als beispielsweise unsere Paten und wir mit denen irgendwie ne viel größere Basis und mehr Gemeinsamkeiten haben.
- Dass ich euch Daheimgebliebene nicht vermissen würde, ist definitiv kein Grund. Aber ich hab einfach nicht so viel Zeit euch zu vermissen :) Ich hoffe, das ist auch in eurem Sinne.
Auf jeden Fall kann es vorkommen, dass ich nicht so oft was schreibe, obwohl es schon viel zu erzählen geben würde... Aber damit ihr auf dem Laufenden seid, ist hier unten drunter die Geschichte über unsere Reise nach Cartagena und die Ereignisse der vergangenen Tage...
Die schönste Stadt Kolumbiens...?
... soll angeblich Cartagena sein. Um das herauszufinden, sind wir letztes Wochenende mal dahin gefahren. Wir waren diesmal Josefine und ich und Christina, eine andere Deutsche aus Osnabrück. Cartagena ist nicht weit von Barranquilla entfernt, nur diesmal in die andere Richtung, als in der vorigen Woche. Dort ist noch richtig viel übrig von dem, was die Spanier damals so gebaut haben. Und es ist wirklich schön. Viele bunte Häuser mit schönen Balkonen, Kirchen, Parks… alles irgendwie putzig. Aber auch die touristischste Stadt, die wir bisher gesehen haben. Und eine Stadt mit vielen Gesichtern. Das historische Zentrum, tip top aufgeräumt und sauber. Alles sicher, man kann endlich auch mal nach Einbruch der Dunkelheit mit gutem Gewissen draußen rumlaufen. Dann das Geschäftsviertel, mit einer beeindruckenden Skyline. Und dann der Rest der Stadt, arm, dreckig, laut, chaotisch, typisch. Eine dreigeteilte Stadt. Kolumbianische Freunde von uns haben gesagt, Cartagena sei eine Lüge. Das mag sein, aber der historische, touristische Teil ist einfach auch schön, das kann man nicht anders sagen. Und die Atmosphäre ist entspannt.
Am Freitag sind wir auf jeden Fall losgefahren, es hat ewig gedauert bis wir da waren, da öffentliche Busse vom Busterminal (das immer am Arsch der Welt liegt) bis ins Zentrum generell ne Stunde brauchen. Hier und in Cartagena, dann noch zwei oder drei Stunden Fahrt dahin, eine Stunde vorher auf den Bus gewartet und Zack, ist man sechs Stunden unterwegs. Den Weg zum Hostel haben wir ganz alleine gefunden, aber das war voll, dafür sind wir ins Nachbarhostel, in dem hundert Haustiere gewohnt haben (ein Hoch auf die Tollwutimpfung!). Aber das war echt süß. Schildkröten sind da immer rumgelatscht, zwei Papageien haben vor sich hingebrebelt… nett. Das einzig negative war die Klimaanlage in unserem Zimmer, die war richtig kalt in der Nacht und hat wohl dazu geführt, dass sowohl Christina als auch ich vom Skiurlaub geträumt haben.
Freitag und Samstag haben wir uns dann die Stadt angeguckt, ein Bier im Park getrunken und abends war so ein Musikfestival auf einem großen Platz. Wie gesagt, war es echt mal schön abends noch ein bisschen rumzulaufen. Am Samstag Nachmittag hatten wir dann alles gesehen und sind los Richtung Playa Blanca, ein Strand auf einer Halbinsel, die in die Karibik reinragt und wo wir noch ein, zwei Strandtage verbringen wollten.
Die Fahrt war aufregend. Mit dem Bus zu einem Flüsschen, dann mit einer Nussschale drüber. Auf der anderen Seite haben sich ca. 20 Motorradfahrer auf uns gestürzt, die uns mit ihrem "Mototaxi" fahren wollten. Wir waren auf jeden Fall in einer guten Verhandlungsposition und nachdem wir die vertrauenswürdigsten drei Fahrer rausgesucht hatten, gings bei denen hintendrauf ca. 45 Minuten über Schotterpiste und durch Matsch. Aufregend. Ich hatte meinem Fahrer gesagt, er soll nicht so schnell fahren, war dann auch echt ok.
In Playa Blanca haben wir die israelischen Jungs von der Vorwoche wieder getroffen, und sind bei ihnen eingezogen. Der Landstrich bestand nur aus einem schmalen Strand mit einigen Hütten, wo Hängematten aufgehängt waren. Bei den Israelis einziehen hieß dann, dass die verrückte Omi bei der sie gewohnt haben, einfach noch drei weitere Hängematten aufgetrieben und aufgehängt hat. Die hat sie aber nicht so gut verknotet, was in der Nacht zu zwei Stürzen führte und außerdem hingen sie so eng aneinander, dass jede Bewegung von allen Mitbewohnern mit gespürt werden konnte. Aber gut, Schlaf ist eh überwertet. Am ganzen Strand gabs nur drei Klos, die aber auch nicht richtig funktioniert haben. Keine Duschen, kein fließendes Wasser. Aber eine himmelblaue Karibik, in der man den Grund und viele bunte Fische sehen konnte. Da verzichtet man auch mal aufs duschen. Ist genau wie schlafen völlig überbewertet. Theoretisch stand uns sogar ein Kanister Duschwasser für drei Leute zur Verfügung mit dem wir uns hätten "duschen" können. Aber hätte auch nicht viel gebracht, gab ja für jeden dann nur ein paar Tropfen Wasser. Also lieber duschen in der Karibik.
Die verrückte Omi hat uns dann erstmal Fisch gemacht (den gibt’s hier immer ganz auf den Teller, muss man dann selber mit klarkommen) und wir haben mit den Israelis am Strand rumgehangen. Später haben wir noch Shrimps gegessen , unterm Sternenhimmel gesessen und Sternschnuppen gezählt. Christina und Josefine haben leider noch eine sehr große Spinne entdeckt, die in so nem Bretterverschlag saß wo unsere Rucksäcke standen und die Kochstelle war. Ich bin dann direkt ins "Bett", weil ich die nicht sehen wollte. Kurios war, dass am ganzen Abend permanent so ein paar Soldaten mit Gewehren bei uns rumgelaufen sind, die quasi so am Strand patrouilliert haben. Das war doch eher merkwürdig, vor allem weil alles dunkel war und man dann immer so die Schatten von diesen Kerlen mit ihren Waffen gesehen hat. Ich bin dann hin und hab gefragt, was sie hier machen und obs gefährlich hier wäre. Hab gesagt, dass man in Deutschland diese Waffenpräsenz nicht so gewohnt ist und uns das etwas beunruhigt. Aber sie waren sehr nett und haben gemeint, dass sie nur bisschen aufpassen, dass nix passiert und das alles Routine wäre und ich "tranquila" sein sollte. Super. Da schläft sichs doch gleich besser, wenn man halbwüchsige bewaffnete Kolumbianer neben seiner Hängematte weiß...
Am nächsten Morgen sind wir mit der Sonne aufgestanden und haben erstmal gebadet. Wir sind wachgeworden, weil unsere Vermieter-Omi sich total mit unserer Nachbar-Omi gestritten hat. Wie sich im Laufe des Tages noch herausstellen konnte, waren die absolut verfeindet, weil unsere Omi mehr Gäste hatte als die andere. Die haben sich so angekeift, das war unglaublich. Wir haben dann den Tag im Schatten und im Meer verbracht und uns nachmittags Richtung Cartagena aufgemacht. Diesmal nicht mit dem Motorrad, sondern mit einem Bötchen, über die Karibik, weils billiger war als Motorrad und schneller. Naja am falschen Ende gespart würde ich sagen, die Fahrt war der Horror, das Boot war zu klein für das Meer, es hat die ganze Zeit geregnet und die Karibik hatte nicht wirklich Bock auf uns. Eine Kolumbianerin hat sich vor Angst in die Hose gemacht – echt. Aber ist gut gegangen. In Cartagena haben wir dann noch Delfine vom Strand aus gesehen, wie sie rumgesprungen sind – total schön. Auf der Rückfahrt hatten wir einen viel zu arg klimatisierten Bus, der dann noch ewig im Stau stand und in dem schlechte Filme kamen. Kolumbianer gucken immer Filme während Busfahrten, aber immer viel zu laut und immer irgendwelche schlimmen Sachen, obwohl auch Kinder mitfahren. Es waren dann alle einigermaßen geschafft, als wir wieder in Barranquilla waren… aber es war ein schönes Wochenende.
Was sind die sonstigen Entwicklungen? Juan (unser Pate) wohnt jetzt bei uns. Überraschung. Naja, nachdem er sich zehn Tage gar nicht gemeldet hatte, ist er dann hier eingezogen. Ist etwas anstrengend, weil er die ganze Zeit rumgickelt oder tief-betrübt aufgrund irgendwelcher sentimentaler Probleme ist oder mit unserer Vermieterin Pyjama-Partys feiert. Dass er hier wohnt, hat auch zu einem kleinen Drama geführt. Er sollte mit Lina, der einen Anwältin, ein Zimmer teilen. Die wollte das aber nicht und das war auch nicht so abgesprochen und dann wollte unsere Vermieterin sie rausschmeißen. Dann gabs Tränen. Und jetzt wohnt Lina in einem anderen Zimmer, weil einer der Juans ausgezogen ist und alles ist gut. Sie ist echt noch die normalste unserer Mitbewohner, deswegen wäre es schade um sie gewesen.
Und sonst? Ich spiele ab und zu Tischtennis, hab da auch ein paar nette Leute kennengelernt mit denen wir auch schon am Strand waren dieses Wochenende. Wir haben eine Uni-Freundin, die normal ist und mit der (und deren Freunden) wir gestern feiern waren (leichte gesundheitliche Probleme deswegen heute, aber geht schon wieder). In so nem Kult-Salsa-Schuppen, eigentlich so ne Eckkneipe und alle tanzen dann draußen, total cool. Aber wir waren die Attraktion schlechthin. Alle haben uns angeguckt und wir wurden vom DJ extra begrüßt.
Die Köchin macht sich eigentlich, es gab einmal Pfannkuchen zum Frühstück, aber es sind immer so Hochs und Tiefs. Sie weiß jetzt wie ich heiße und spricht manchmal auch ein zwei Worte. Also eine Verbesserung an dieser Front. Leider macht sie unsere Wäsche kaputt, wenn sie die wäscht. Die kommt dann mit Flecken, muffig und verfusselt zurück. Wenn man von seiner alten WG gewohnt ist, dass die Wäsche immer tip top sauber ist (was aber auch am leichten Waschzwang der Mitbewohnerin lag) ist das schon eine kleine Umstellung. Aber gut, wir arbeiten dran.
In der Uni läuft auch alles, wir wurden jetzt auch mal von den Dozenten als Ausländer erkannt und die haben uns gefragt, wies so läuft. War vorher nicht so, da waren wir denen ein bisschen egal. Na ja und manchmal kriegen wir extra Hausaufgaben, weil wir ja so gut Englisch können und die anderen nicht. Beim Tischtennis-Training sind echt ein paar gute Leute und es gibt auch einen Trainer, ich werde also nix verlernen. Ihr seht, es läuft...
So ich könnte noch ewig schreiben, weil wir langsam aber sicher der kolumbianischen Mentalität auf die Spur kommen und uns vor allem Juan immer wieder mit seinem Weltbild überrascht, bzw. schockiert. Aber das schreib ich mal wann anders... das wäre jetzt zu viel des Guten.
Ok also dann bis ganz bald!
PS: Wir haben auch die ARD-Doku über Ingrid Betancourt geguckt. Krass, ja, aber kein Grund nicht weiter Schokobrot im Dschungel zu essen. Die Rebellen sind in einem ganz anderen Dschungel. Außerdem ist das ja auch schon ein bisschen her und die Sachen haben sich geändert. Aber die politische Lage in diesem Land und die Details des Konflikts sind auch noch einmal eine andere Geschichte für einen anderen Beitrag.
PPS: für die Lesefaulen -> Cartagena, Stadt mit drei Gesichtern – Playa Blanca, verrückte Hängematten-Omi – neue (und vor allem normale) Freunde – Salsa im Kult-Schuppen – Pfannkuchen zum Frühstück
PPPS: Neue Fotos gibts auch...
Am Freitag sind wir auf jeden Fall losgefahren, es hat ewig gedauert bis wir da waren, da öffentliche Busse vom Busterminal (das immer am Arsch der Welt liegt) bis ins Zentrum generell ne Stunde brauchen. Hier und in Cartagena, dann noch zwei oder drei Stunden Fahrt dahin, eine Stunde vorher auf den Bus gewartet und Zack, ist man sechs Stunden unterwegs. Den Weg zum Hostel haben wir ganz alleine gefunden, aber das war voll, dafür sind wir ins Nachbarhostel, in dem hundert Haustiere gewohnt haben (ein Hoch auf die Tollwutimpfung!). Aber das war echt süß. Schildkröten sind da immer rumgelatscht, zwei Papageien haben vor sich hingebrebelt… nett. Das einzig negative war die Klimaanlage in unserem Zimmer, die war richtig kalt in der Nacht und hat wohl dazu geführt, dass sowohl Christina als auch ich vom Skiurlaub geträumt haben.
Freitag und Samstag haben wir uns dann die Stadt angeguckt, ein Bier im Park getrunken und abends war so ein Musikfestival auf einem großen Platz. Wie gesagt, war es echt mal schön abends noch ein bisschen rumzulaufen. Am Samstag Nachmittag hatten wir dann alles gesehen und sind los Richtung Playa Blanca, ein Strand auf einer Halbinsel, die in die Karibik reinragt und wo wir noch ein, zwei Strandtage verbringen wollten.
Die Fahrt war aufregend. Mit dem Bus zu einem Flüsschen, dann mit einer Nussschale drüber. Auf der anderen Seite haben sich ca. 20 Motorradfahrer auf uns gestürzt, die uns mit ihrem "Mototaxi" fahren wollten. Wir waren auf jeden Fall in einer guten Verhandlungsposition und nachdem wir die vertrauenswürdigsten drei Fahrer rausgesucht hatten, gings bei denen hintendrauf ca. 45 Minuten über Schotterpiste und durch Matsch. Aufregend. Ich hatte meinem Fahrer gesagt, er soll nicht so schnell fahren, war dann auch echt ok.
In Playa Blanca haben wir die israelischen Jungs von der Vorwoche wieder getroffen, und sind bei ihnen eingezogen. Der Landstrich bestand nur aus einem schmalen Strand mit einigen Hütten, wo Hängematten aufgehängt waren. Bei den Israelis einziehen hieß dann, dass die verrückte Omi bei der sie gewohnt haben, einfach noch drei weitere Hängematten aufgetrieben und aufgehängt hat. Die hat sie aber nicht so gut verknotet, was in der Nacht zu zwei Stürzen führte und außerdem hingen sie so eng aneinander, dass jede Bewegung von allen Mitbewohnern mit gespürt werden konnte. Aber gut, Schlaf ist eh überwertet. Am ganzen Strand gabs nur drei Klos, die aber auch nicht richtig funktioniert haben. Keine Duschen, kein fließendes Wasser. Aber eine himmelblaue Karibik, in der man den Grund und viele bunte Fische sehen konnte. Da verzichtet man auch mal aufs duschen. Ist genau wie schlafen völlig überbewertet. Theoretisch stand uns sogar ein Kanister Duschwasser für drei Leute zur Verfügung mit dem wir uns hätten "duschen" können. Aber hätte auch nicht viel gebracht, gab ja für jeden dann nur ein paar Tropfen Wasser. Also lieber duschen in der Karibik.
Die verrückte Omi hat uns dann erstmal Fisch gemacht (den gibt’s hier immer ganz auf den Teller, muss man dann selber mit klarkommen) und wir haben mit den Israelis am Strand rumgehangen. Später haben wir noch Shrimps gegessen , unterm Sternenhimmel gesessen und Sternschnuppen gezählt. Christina und Josefine haben leider noch eine sehr große Spinne entdeckt, die in so nem Bretterverschlag saß wo unsere Rucksäcke standen und die Kochstelle war. Ich bin dann direkt ins "Bett", weil ich die nicht sehen wollte. Kurios war, dass am ganzen Abend permanent so ein paar Soldaten mit Gewehren bei uns rumgelaufen sind, die quasi so am Strand patrouilliert haben. Das war doch eher merkwürdig, vor allem weil alles dunkel war und man dann immer so die Schatten von diesen Kerlen mit ihren Waffen gesehen hat. Ich bin dann hin und hab gefragt, was sie hier machen und obs gefährlich hier wäre. Hab gesagt, dass man in Deutschland diese Waffenpräsenz nicht so gewohnt ist und uns das etwas beunruhigt. Aber sie waren sehr nett und haben gemeint, dass sie nur bisschen aufpassen, dass nix passiert und das alles Routine wäre und ich "tranquila" sein sollte. Super. Da schläft sichs doch gleich besser, wenn man halbwüchsige bewaffnete Kolumbianer neben seiner Hängematte weiß...
Am nächsten Morgen sind wir mit der Sonne aufgestanden und haben erstmal gebadet. Wir sind wachgeworden, weil unsere Vermieter-Omi sich total mit unserer Nachbar-Omi gestritten hat. Wie sich im Laufe des Tages noch herausstellen konnte, waren die absolut verfeindet, weil unsere Omi mehr Gäste hatte als die andere. Die haben sich so angekeift, das war unglaublich. Wir haben dann den Tag im Schatten und im Meer verbracht und uns nachmittags Richtung Cartagena aufgemacht. Diesmal nicht mit dem Motorrad, sondern mit einem Bötchen, über die Karibik, weils billiger war als Motorrad und schneller. Naja am falschen Ende gespart würde ich sagen, die Fahrt war der Horror, das Boot war zu klein für das Meer, es hat die ganze Zeit geregnet und die Karibik hatte nicht wirklich Bock auf uns. Eine Kolumbianerin hat sich vor Angst in die Hose gemacht – echt. Aber ist gut gegangen. In Cartagena haben wir dann noch Delfine vom Strand aus gesehen, wie sie rumgesprungen sind – total schön. Auf der Rückfahrt hatten wir einen viel zu arg klimatisierten Bus, der dann noch ewig im Stau stand und in dem schlechte Filme kamen. Kolumbianer gucken immer Filme während Busfahrten, aber immer viel zu laut und immer irgendwelche schlimmen Sachen, obwohl auch Kinder mitfahren. Es waren dann alle einigermaßen geschafft, als wir wieder in Barranquilla waren… aber es war ein schönes Wochenende.
Was sind die sonstigen Entwicklungen? Juan (unser Pate) wohnt jetzt bei uns. Überraschung. Naja, nachdem er sich zehn Tage gar nicht gemeldet hatte, ist er dann hier eingezogen. Ist etwas anstrengend, weil er die ganze Zeit rumgickelt oder tief-betrübt aufgrund irgendwelcher sentimentaler Probleme ist oder mit unserer Vermieterin Pyjama-Partys feiert. Dass er hier wohnt, hat auch zu einem kleinen Drama geführt. Er sollte mit Lina, der einen Anwältin, ein Zimmer teilen. Die wollte das aber nicht und das war auch nicht so abgesprochen und dann wollte unsere Vermieterin sie rausschmeißen. Dann gabs Tränen. Und jetzt wohnt Lina in einem anderen Zimmer, weil einer der Juans ausgezogen ist und alles ist gut. Sie ist echt noch die normalste unserer Mitbewohner, deswegen wäre es schade um sie gewesen.
Und sonst? Ich spiele ab und zu Tischtennis, hab da auch ein paar nette Leute kennengelernt mit denen wir auch schon am Strand waren dieses Wochenende. Wir haben eine Uni-Freundin, die normal ist und mit der (und deren Freunden) wir gestern feiern waren (leichte gesundheitliche Probleme deswegen heute, aber geht schon wieder). In so nem Kult-Salsa-Schuppen, eigentlich so ne Eckkneipe und alle tanzen dann draußen, total cool. Aber wir waren die Attraktion schlechthin. Alle haben uns angeguckt und wir wurden vom DJ extra begrüßt.
Die Köchin macht sich eigentlich, es gab einmal Pfannkuchen zum Frühstück, aber es sind immer so Hochs und Tiefs. Sie weiß jetzt wie ich heiße und spricht manchmal auch ein zwei Worte. Also eine Verbesserung an dieser Front. Leider macht sie unsere Wäsche kaputt, wenn sie die wäscht. Die kommt dann mit Flecken, muffig und verfusselt zurück. Wenn man von seiner alten WG gewohnt ist, dass die Wäsche immer tip top sauber ist (was aber auch am leichten Waschzwang der Mitbewohnerin lag) ist das schon eine kleine Umstellung. Aber gut, wir arbeiten dran.
In der Uni läuft auch alles, wir wurden jetzt auch mal von den Dozenten als Ausländer erkannt und die haben uns gefragt, wies so läuft. War vorher nicht so, da waren wir denen ein bisschen egal. Na ja und manchmal kriegen wir extra Hausaufgaben, weil wir ja so gut Englisch können und die anderen nicht. Beim Tischtennis-Training sind echt ein paar gute Leute und es gibt auch einen Trainer, ich werde also nix verlernen. Ihr seht, es läuft...
So ich könnte noch ewig schreiben, weil wir langsam aber sicher der kolumbianischen Mentalität auf die Spur kommen und uns vor allem Juan immer wieder mit seinem Weltbild überrascht, bzw. schockiert. Aber das schreib ich mal wann anders... das wäre jetzt zu viel des Guten.
Ok also dann bis ganz bald!
PS: Wir haben auch die ARD-Doku über Ingrid Betancourt geguckt. Krass, ja, aber kein Grund nicht weiter Schokobrot im Dschungel zu essen. Die Rebellen sind in einem ganz anderen Dschungel. Außerdem ist das ja auch schon ein bisschen her und die Sachen haben sich geändert. Aber die politische Lage in diesem Land und die Details des Konflikts sind auch noch einmal eine andere Geschichte für einen anderen Beitrag.
PPS: für die Lesefaulen -> Cartagena, Stadt mit drei Gesichtern – Playa Blanca, verrückte Hängematten-Omi – neue (und vor allem normale) Freunde – Salsa im Kult-Schuppen – Pfannkuchen zum Frühstück
PPPS: Neue Fotos gibts auch...
10. August 2010
Schokobrot im Dschungelcamp – endlich raus aus der Stadt...
Ich lebe noch, klar, und es geht mir super. Wir waren das Wochenende über verreist, sind seit gestern (Montag) Abend wieder in Barranquilla. Wir, in diesem Fall Josefine und ich, sind am Freitagmorgen losgefahren Richtung Santa Marta. Das liegt auch an der Karibikküste, einfach ein bisschen weiter nördlich. Dort hatten wir ein Super-Hostel, mit Pool und Dachterrasse und haben uns am Freitag bisschen umgeguckt. War alles noch so kolonialstilmäßig dort, auf jeden Fall putzig. Waren in einer Kathedrale und im letzten Haus von Simón Bolívar, also in dem Haus, wo er gestorben ist. Bolívar ist der große Held hier, ist unter anderem für die Unabhängigkeit Kolumbiens von Spanien verantwortlich, außerdem noch für einige andere Länder.
In seinem Haus haben wir ne Führung bekommen, war echt interessant. Nebenher war auf dem Gelände noch ne Militärparade, sah aus, als ob wir uns auf Hugo vorbereiten würden. Auf dem Heimweg hat es so stark angefangen zu regnen, dass "nass" gar nicht unserem Zustand gerecht wird. Klitsch-klitsch-nass schon eher. Gab dann wieder die Strömungen in den Straßen. Abends haben wir dann endlich mal Nudeln gegessen und mit zwei Iren und einem Argentinier Bier getrunken. Und dann kam wieder dieses Backpackergefühl auf. Die Iren haben uns erzählt, wo sie schon überall waren in Südamerika und was sie gemacht haben. Und die Uni war auf einmal so weit weg und das Rumreisen so nah und es war unvorstellbar für mich, montags wieder in die Uni zu gehen (gut, war ich ja dann auch nicht).
Am nächsten Tag sind wir dann weiter nach Taganga, angeblich ein kleines Fischerdorf mit hübschem Strand. Blöderweise haben wir uns dort erstmal verlaufen und sind mit den Rucksäcken durch die Gegend, also durch die Berge, gewandert. Irgendwann haben wir dann doch das Hostel gefunden, in dem natürlich nichts mehr frei war. Die haben uns dann in einem kleinen, etwas abgelegenen Häuschen schlafen lassen, was ein ganz klein bisschen gruselig in der Nacht war, aber wir habens überstanden. Tagsüber waren wir dann am Strand, war ne ganz schöne Kletterei an der Küste entlang, aber wir haben dann in so einer kleinen Bucht mit einheimischen Fischern rumgehangen und ihnen beim Netze einholen zugeguckt. Abends gabs Nudeln mit Ei und die Präsidentenvereinigung im Fernsehen. Hier gibt’s jetzt einen neuen, Juan Manuel Santos, und der gibt sich auch grad schön Mühe, um sich wieder mit Hugo zu vertragen. Alles wird gut.
Am nächsten Tag wollten wir dann früh in den Nationalpark nach Tayrona fahren. Früh, weil es immer mittags zu regnen anfängt und weil man dort ein ganz schönes Stück hinwandern musste. Wir haben dann aber verschlafen und sind etwas später los. Wieder zurück nach Santa Marta, dann in einen Miniort, El Zaino, wo der Parkeingang lag. Weil wir tolle kolumbianische Studenten sind, mussten wir nur den Einheimischen-Preis zahlen. Dann gings mit einem Bus und schnapstrinkenden (Aguardiente, Nationalgetränk) Einheimischen noch einen Ort weiter, von wo aus man loslaufen musste. Angeblich sollte der Weg so ne Dreiviertelstunde dauern, ich glaub am Ende waren es zwei Stunden bei uns. Aber egal. Endlich wieder Dschungel. Es war super heiß, aber auch super schön. Die Affen waren auch am Start und noch ein paar andere Tiere. Der Weg ging dann auch noch am Strand entlang in so ner Felslandschaft. Der Nationalpark ist auf jeden Fall das schönste Stück Kolumbiens was ich bisher gesehen habe. Traumhaft. Als dann die ersten Hütten in Sicht kamen, waren wir trotzdem ganz schön froh. Das war dann erstmal das falsche, weil viel zu teure Hotel. Die haben uns dann weitergeschickt, auf einem Weg, der dem Schlammweg in Panama zum Strand in nichts nachstand. Irgendwann haben wir dann die Schuhe ausgezogen und sind barfuß gegangen. Das Hostel, in das wir wollten, lag mitten im Dschungel und war super schön. Mega unzivilisiert, man hat in Hängematten geschlafen und Licht gabs aus der Petroleumlampe, aber trotzdem super. Statt einer Küche gabs sowas wie ne Feuerstelle und die Duschen waren unüberdacht im Freien. Überall standen Kokospalmen und Limonenbäume. Dort haben wir dann auch endlich DEN Karibikstrand gefunden, den wir die ganze Zeit gesucht haben und den es auch in Santa Marta und Taganga nicht gab. Super schön, wenige Leute, heller Sand und Palmen. Man musste allerdings wieder durch den Matsch laufen um hinzukommen. Ich habe die Theorie, dass man sich gute Strände erst durch anstrengende Wege verdienen muss. Auf dem Weg dorthin kam man an einer Bäckerei vorbei, wo ein alter Opi frischgebackenes Brot mit Schokofüllung verkauft hat. Oh mein Gott, das war so lecker, dass uns fast die Tränen gekommen sind. Nach ein bisschen Schwimmen und einem frischgepressten Orangensaft gings dann zurück ins Dschungelcamp, gerade noch rechtzeitig vorm großen Regen. Witzig war dann zu duschen, weil es in Strömen geregnet hat und man, obwohl der Duschhahn zu war, immer noch total nass geworden ist. Abends haben wir dann lecker gegessen, es war schon zu dunkel, um selbst was zu kochen und mit zwei Engländern, zwei Deutschen (aus Seeheim) und zwei Israelis erzählt und später Gitarre gespielt und gesungen. Beim Essen haben wir gemeinsam mit den Kolumbianern noch eine Doku über die kolumbianischen Rebellen angeguckt, einen Fernseher gabs nämlich, war auf jeden Fall interessant. Die Nacht in den Hängematten haben wir auch gut überstanden, aber im Bett schläft man schon besser. Waren dann nochmal beim Schokobrot-Opi und im Meer und haben uns dann auf den Heimweg gemacht. Für den anstrengenden Weg lohnt sich eine Nacht fast gar nicht, aber wir hatten keine Klamotten mehr und die sanitären Anlagen im Dschungelcamp waren auch nicht 100% funktionstüchtig. Außerdem gab es nette achtbeinige Mitbewohner und an das Dschungelleben muss man sich erst so langsam wieder gewöhnen. Aber da fahren wir auf jeden Fall wieder hin. Nach einem anstrengenden Rückweg haben wir die Israelis und die Deutschen wieder getroffen und sind mit ihnen bis Santa Marta gefahren. Wir ab da bis Barranquilla, wieder schön an der Karibikküste entlang. Da sind wir echt an krassen Dörfern vorbei gefahren. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen der Fluss, alles matschig und überschwemmt vom Regen. Sah teilweise richtig schlimm aus. Aber die Kinder spielen draußen Fußball. In Barranquilla sind wir dann zum ersten Mal alleine vom Busterminal bis nach Hause gefahren, mit einem normalen Bus und nicht mit dem Taxi. Hat zwar ne Stunde gedauert, aber so hatten wir noch bisschen Stadtführung und haben ein paar krasse Ecken von Barranquilla gesehen.
Nach diesem schönen und anstrengenden Wochenende weiß ich auf jeden Fall, dass ich auch während der Uni-Zeit ganz viel herumreise will. Die kolumbianischen Paten machen da zwar nicht so mit, aber das ist schon ok. Die anderen Deutschen, die eigentlich noch mitkommen wollen und generell alle Auslandsstudenten sind dieses Wochenende daheim geblieben, weil die Paten gesagt haben, dass man nicht verreisen kann. Angeblich wegen dieser Präsidentensache. Wir habens nicht geglaubt und es hat auch nicht gestimmt. Generell versuchen die uns hier etwas an der kurzen Leine zu halten, haben wir manchmal das Gefühl. Wir sollen da nicht hin und dort nicht hin und so weiter. Klar hören wir zu und glauben manche Sachen auch. Aber die hätten am liebsten, dass unser Radius sich auf die Uni, unseren Wohnort, die Shoppingmall und die Nobeldisko beschränkt. Dass wir hier unbedingt mal raus wollen aus der Stadt, konnten nicht unbedingt alle verstehen, hatte ich teilweise das Gefühl. Aber man muss hier raus, zumindest ab und zu. Schon nach einem Wochenende haben wir viele nette Leute kennengelernt, viele neue Reisetipps bekommen und eine ganz andere Seite von Kolumbien gesehen. Und wir wollen alle Seiten sehen.
Noch ein Nachtrag zu letzter Woche. Ich hatte gar nichts geschrieben, aber es war auch nicht so viel los. Samstags abends war die Busparty im Partybus, das war witzig. Da haben wir auch das erste Mal vorher die schlimmen Strömungen vom Regen in Barranquilla gesehen. Es gibt kein Abwassersystem und die Straßen laufen so schnell voll, dass die Autos quasi schwimmen. Sonntags haben wir dann bei einem Deutschen aus Nürnberg in der WG gekocht. Und dann ging ja auch die Uni wieder los. Ich hab zwei Kurse, die ich letzte Woche ja verpasst hatte, weil ich krank war, die richtig gut sind. Gut strukturiert und interessant. Die Dozenten interessiert nicht so wirklich, dass ich Deutsche bin, es gibt keine Extrawürste oder so was. Musste dann z.B. die englischen Texte auf Spanisch zusammenfassen, weil die Kolumbianer nicht so gut englisch können. Aber mein Uni-Spanisch ist auch noch ausbaufähig. Wird schon werden. In dem einen guten Kurs haben wir dann einen Film über die Berliner Mauer geguckt, das war schön für uns. Die Kolumbianer hats nicht so arg interessiert, die haben lieber mit ihren Handys rumgespielt. Mittwoch hat sich der Hochschulsport vorgestellt auf so einer Messe und ich hab bisschen Tischtennis gespielt. Wurde dann sofort verpflichtet für irgendwelche Mannschaften, blicke noch nicht so ganz durch, morgen gehe ich das erste Mal zum Training.
Mit unserem Essen hier zuhause klappts jetzt ganz gut. Señora Sandra macht alles in den Kühlschrank nach dem Kochen, wenn wir nicht da sind und es gibt zwischendurch auch echt mal leckere Sachen. Alles gut also.
So genug Schreiberei. Gehen nachher ins Kino und morgen dann auch mal wieder zur Uni. Muss auch noch Hausaufgaben machen dafür. Am Wochenende wollen wir nach Cartagena, auch an der Karibik nur weiter Richtung Westen, und ich bin mal gespannt wer so alles mitkommt. Das ist auch ne Kolonialstadt dort und die soll superschön sein. Jetzt aber erstmal wieder Stadt- und Studentenleben und Pause mit Backpackerdasein und Dschungelcamp, zumindest für ein paar Tage.
Beso und Gruß daheim!
PS: Für die Lesefaulen, die es diesmal sehr schwer haben: Rumreisen – Hostel mit Pool – Dschungelcamp – Karibiktraumstrand – ofenfrisches Schokobrot – vorläufiger Frieden mit Señora Sandra – vorläufiger Frieden wahrscheinlich auch mit Hugo
PPS: Natürlich gibt’s auch viele neue Fotos!
PPPS: Meine deutsche Handynummer geht anscheinend doch nicht hier. Bisher konnte ich nur die SMS von meinen Eltern empfangen, komisch. Aber ich habe eine kolumbianische Handynummer und es könnte sein, dass ich darauf SMS aus Deutschland empfangen kann. Die Nummer ist: 0057 3014874413
In seinem Haus haben wir ne Führung bekommen, war echt interessant. Nebenher war auf dem Gelände noch ne Militärparade, sah aus, als ob wir uns auf Hugo vorbereiten würden. Auf dem Heimweg hat es so stark angefangen zu regnen, dass "nass" gar nicht unserem Zustand gerecht wird. Klitsch-klitsch-nass schon eher. Gab dann wieder die Strömungen in den Straßen. Abends haben wir dann endlich mal Nudeln gegessen und mit zwei Iren und einem Argentinier Bier getrunken. Und dann kam wieder dieses Backpackergefühl auf. Die Iren haben uns erzählt, wo sie schon überall waren in Südamerika und was sie gemacht haben. Und die Uni war auf einmal so weit weg und das Rumreisen so nah und es war unvorstellbar für mich, montags wieder in die Uni zu gehen (gut, war ich ja dann auch nicht).
Am nächsten Tag sind wir dann weiter nach Taganga, angeblich ein kleines Fischerdorf mit hübschem Strand. Blöderweise haben wir uns dort erstmal verlaufen und sind mit den Rucksäcken durch die Gegend, also durch die Berge, gewandert. Irgendwann haben wir dann doch das Hostel gefunden, in dem natürlich nichts mehr frei war. Die haben uns dann in einem kleinen, etwas abgelegenen Häuschen schlafen lassen, was ein ganz klein bisschen gruselig in der Nacht war, aber wir habens überstanden. Tagsüber waren wir dann am Strand, war ne ganz schöne Kletterei an der Küste entlang, aber wir haben dann in so einer kleinen Bucht mit einheimischen Fischern rumgehangen und ihnen beim Netze einholen zugeguckt. Abends gabs Nudeln mit Ei und die Präsidentenvereinigung im Fernsehen. Hier gibt’s jetzt einen neuen, Juan Manuel Santos, und der gibt sich auch grad schön Mühe, um sich wieder mit Hugo zu vertragen. Alles wird gut.
Am nächsten Tag wollten wir dann früh in den Nationalpark nach Tayrona fahren. Früh, weil es immer mittags zu regnen anfängt und weil man dort ein ganz schönes Stück hinwandern musste. Wir haben dann aber verschlafen und sind etwas später los. Wieder zurück nach Santa Marta, dann in einen Miniort, El Zaino, wo der Parkeingang lag. Weil wir tolle kolumbianische Studenten sind, mussten wir nur den Einheimischen-Preis zahlen. Dann gings mit einem Bus und schnapstrinkenden (Aguardiente, Nationalgetränk) Einheimischen noch einen Ort weiter, von wo aus man loslaufen musste. Angeblich sollte der Weg so ne Dreiviertelstunde dauern, ich glaub am Ende waren es zwei Stunden bei uns. Aber egal. Endlich wieder Dschungel. Es war super heiß, aber auch super schön. Die Affen waren auch am Start und noch ein paar andere Tiere. Der Weg ging dann auch noch am Strand entlang in so ner Felslandschaft. Der Nationalpark ist auf jeden Fall das schönste Stück Kolumbiens was ich bisher gesehen habe. Traumhaft. Als dann die ersten Hütten in Sicht kamen, waren wir trotzdem ganz schön froh. Das war dann erstmal das falsche, weil viel zu teure Hotel. Die haben uns dann weitergeschickt, auf einem Weg, der dem Schlammweg in Panama zum Strand in nichts nachstand. Irgendwann haben wir dann die Schuhe ausgezogen und sind barfuß gegangen. Das Hostel, in das wir wollten, lag mitten im Dschungel und war super schön. Mega unzivilisiert, man hat in Hängematten geschlafen und Licht gabs aus der Petroleumlampe, aber trotzdem super. Statt einer Küche gabs sowas wie ne Feuerstelle und die Duschen waren unüberdacht im Freien. Überall standen Kokospalmen und Limonenbäume. Dort haben wir dann auch endlich DEN Karibikstrand gefunden, den wir die ganze Zeit gesucht haben und den es auch in Santa Marta und Taganga nicht gab. Super schön, wenige Leute, heller Sand und Palmen. Man musste allerdings wieder durch den Matsch laufen um hinzukommen. Ich habe die Theorie, dass man sich gute Strände erst durch anstrengende Wege verdienen muss. Auf dem Weg dorthin kam man an einer Bäckerei vorbei, wo ein alter Opi frischgebackenes Brot mit Schokofüllung verkauft hat. Oh mein Gott, das war so lecker, dass uns fast die Tränen gekommen sind. Nach ein bisschen Schwimmen und einem frischgepressten Orangensaft gings dann zurück ins Dschungelcamp, gerade noch rechtzeitig vorm großen Regen. Witzig war dann zu duschen, weil es in Strömen geregnet hat und man, obwohl der Duschhahn zu war, immer noch total nass geworden ist. Abends haben wir dann lecker gegessen, es war schon zu dunkel, um selbst was zu kochen und mit zwei Engländern, zwei Deutschen (aus Seeheim) und zwei Israelis erzählt und später Gitarre gespielt und gesungen. Beim Essen haben wir gemeinsam mit den Kolumbianern noch eine Doku über die kolumbianischen Rebellen angeguckt, einen Fernseher gabs nämlich, war auf jeden Fall interessant. Die Nacht in den Hängematten haben wir auch gut überstanden, aber im Bett schläft man schon besser. Waren dann nochmal beim Schokobrot-Opi und im Meer und haben uns dann auf den Heimweg gemacht. Für den anstrengenden Weg lohnt sich eine Nacht fast gar nicht, aber wir hatten keine Klamotten mehr und die sanitären Anlagen im Dschungelcamp waren auch nicht 100% funktionstüchtig. Außerdem gab es nette achtbeinige Mitbewohner und an das Dschungelleben muss man sich erst so langsam wieder gewöhnen. Aber da fahren wir auf jeden Fall wieder hin. Nach einem anstrengenden Rückweg haben wir die Israelis und die Deutschen wieder getroffen und sind mit ihnen bis Santa Marta gefahren. Wir ab da bis Barranquilla, wieder schön an der Karibikküste entlang. Da sind wir echt an krassen Dörfern vorbei gefahren. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen der Fluss, alles matschig und überschwemmt vom Regen. Sah teilweise richtig schlimm aus. Aber die Kinder spielen draußen Fußball. In Barranquilla sind wir dann zum ersten Mal alleine vom Busterminal bis nach Hause gefahren, mit einem normalen Bus und nicht mit dem Taxi. Hat zwar ne Stunde gedauert, aber so hatten wir noch bisschen Stadtführung und haben ein paar krasse Ecken von Barranquilla gesehen.
Nach diesem schönen und anstrengenden Wochenende weiß ich auf jeden Fall, dass ich auch während der Uni-Zeit ganz viel herumreise will. Die kolumbianischen Paten machen da zwar nicht so mit, aber das ist schon ok. Die anderen Deutschen, die eigentlich noch mitkommen wollen und generell alle Auslandsstudenten sind dieses Wochenende daheim geblieben, weil die Paten gesagt haben, dass man nicht verreisen kann. Angeblich wegen dieser Präsidentensache. Wir habens nicht geglaubt und es hat auch nicht gestimmt. Generell versuchen die uns hier etwas an der kurzen Leine zu halten, haben wir manchmal das Gefühl. Wir sollen da nicht hin und dort nicht hin und so weiter. Klar hören wir zu und glauben manche Sachen auch. Aber die hätten am liebsten, dass unser Radius sich auf die Uni, unseren Wohnort, die Shoppingmall und die Nobeldisko beschränkt. Dass wir hier unbedingt mal raus wollen aus der Stadt, konnten nicht unbedingt alle verstehen, hatte ich teilweise das Gefühl. Aber man muss hier raus, zumindest ab und zu. Schon nach einem Wochenende haben wir viele nette Leute kennengelernt, viele neue Reisetipps bekommen und eine ganz andere Seite von Kolumbien gesehen. Und wir wollen alle Seiten sehen.
Noch ein Nachtrag zu letzter Woche. Ich hatte gar nichts geschrieben, aber es war auch nicht so viel los. Samstags abends war die Busparty im Partybus, das war witzig. Da haben wir auch das erste Mal vorher die schlimmen Strömungen vom Regen in Barranquilla gesehen. Es gibt kein Abwassersystem und die Straßen laufen so schnell voll, dass die Autos quasi schwimmen. Sonntags haben wir dann bei einem Deutschen aus Nürnberg in der WG gekocht. Und dann ging ja auch die Uni wieder los. Ich hab zwei Kurse, die ich letzte Woche ja verpasst hatte, weil ich krank war, die richtig gut sind. Gut strukturiert und interessant. Die Dozenten interessiert nicht so wirklich, dass ich Deutsche bin, es gibt keine Extrawürste oder so was. Musste dann z.B. die englischen Texte auf Spanisch zusammenfassen, weil die Kolumbianer nicht so gut englisch können. Aber mein Uni-Spanisch ist auch noch ausbaufähig. Wird schon werden. In dem einen guten Kurs haben wir dann einen Film über die Berliner Mauer geguckt, das war schön für uns. Die Kolumbianer hats nicht so arg interessiert, die haben lieber mit ihren Handys rumgespielt. Mittwoch hat sich der Hochschulsport vorgestellt auf so einer Messe und ich hab bisschen Tischtennis gespielt. Wurde dann sofort verpflichtet für irgendwelche Mannschaften, blicke noch nicht so ganz durch, morgen gehe ich das erste Mal zum Training.
Mit unserem Essen hier zuhause klappts jetzt ganz gut. Señora Sandra macht alles in den Kühlschrank nach dem Kochen, wenn wir nicht da sind und es gibt zwischendurch auch echt mal leckere Sachen. Alles gut also.
So genug Schreiberei. Gehen nachher ins Kino und morgen dann auch mal wieder zur Uni. Muss auch noch Hausaufgaben machen dafür. Am Wochenende wollen wir nach Cartagena, auch an der Karibik nur weiter Richtung Westen, und ich bin mal gespannt wer so alles mitkommt. Das ist auch ne Kolonialstadt dort und die soll superschön sein. Jetzt aber erstmal wieder Stadt- und Studentenleben und Pause mit Backpackerdasein und Dschungelcamp, zumindest für ein paar Tage.
Beso und Gruß daheim!
PS: Für die Lesefaulen, die es diesmal sehr schwer haben: Rumreisen – Hostel mit Pool – Dschungelcamp – Karibiktraumstrand – ofenfrisches Schokobrot – vorläufiger Frieden mit Señora Sandra – vorläufiger Frieden wahrscheinlich auch mit Hugo
PPS: Natürlich gibt’s auch viele neue Fotos!
PPPS: Meine deutsche Handynummer geht anscheinend doch nicht hier. Bisher konnte ich nur die SMS von meinen Eltern empfangen, komisch. Aber ich habe eine kolumbianische Handynummer und es könnte sein, dass ich darauf SMS aus Deutschland empfangen kann. Die Nummer ist: 0057 3014874413
5. August 2010
Alles Gute!
Heute geht es nicht um mich oder um Kolumbien. Heute geht es nur um meine Oma und meinen Opa, die ihre Goldene Hochzeit feiern. Juhuu :) Herzlichen Glückwunsch und alles Gute (das steht auch auf dem Schild)! Auf die nächsten 50 Jahre! Ich hoffe ihr habt schön gefeiert, auch ohne mich.
Viele Gruesse an alle! Ich trinke einen Maracuja-Saft auf euch, morgen werde ich dann mit etwas angemessenem anstossen :) Bis bald, feiert noch schön...
Viele Gruesse an alle! Ich trinke einen Maracuja-Saft auf euch, morgen werde ich dann mit etwas angemessenem anstossen :) Bis bald, feiert noch schön...