31. Juli 2010

Der Feind aus den eigenen Reihen

Hugo ist nicht gekommen. Bisher zumindest nicht, aber die Lage hat sich auch nicht verbessert bisher. Doch in dieser zweiten Woche kam der Feind nicht aus dem Osten, sondern aus unseren eigenen Reihen, aus unserer eigenen Wohnung. In Gestalt der Haushälterin, Köchin und Putzfrau Señora Sandra. Die arbeitet noch nicht lange hier, kommt morgens um halb 7 und geht abends um 5. Dazwischen soll die putzen, kochen, Wäsche waschen und was sonst so anfällt. Macht sie ja meistens auch. Dass sie dabei bauchfreie T-Shirts in knalligen Farben trägt, was sie besser nicht sollte, außerdem nicht so nett ist und wir sie auch nicht gut verstehen, weil sie einen schnellen, etwas genuschellten dazu noch leisen Dialekt spricht, ist alles nicht so schlimm. Wirklich nicht. Das Problem ist eher wie sie ihre Rolle als Köchin interpretiert. Versteht mich nicht falsch, ich würde hier auch selber kochen und waschen und putzen, aber das war bei unserem Zimmer so mit drin im Preis (und der Preis ist echt gut). Und Señora Sandra sieht es auch nicht so gern, wenn man die Küche benutzt in der Zeit, in der sie da ist. Und als wir unser Zimmer fegen wollten, durften wir das nicht, weil unsere Vermieterin will, dass Señora Sandra das macht. Soweit zur Aufgabenverteilung. Nun zu ihren Kochkünsten.

Ähm ja… seit Costa Rica esse ich ja eigentlich alles :) und auch hier hab ich mich über das Essen gleich von vornherein gefreut, weil es doch ähnlich wie in Costa Rica war. Und es macht mir auch nichts schon zum Frühstück frittierte Kochbananen zu essen. Wirklich nicht. Das Essen war die ganze Zeit zwar etwas eintönig, Señora Sandra wirkte auch etwas lustlos, was die Kocherei betraf. An sich nicht so schlimm, doch Anfang dieser Woche war dann leider meine Gesundheit betroffen. Und nicht nur meine. Aber gut, der Reihe nach.

Am Montag hat hier die Uni angefangen, mein erster Kurs war morgens um halb 8 und ging drei Zeitstunden, also bis halb 11. Die gehen hier eigentlich immer so lang und sind auch ohne Pause. Netter Dozent, und auch interessant, wobei es schon anstrengend ist, die ganze Zeit auf Spanisch zuzuhören und mitzudenken. Was etwas komisch ist, ist dass alle Kursteilnehmer durcheinander rufen, wenn sie etwas sagen wollen. Erinnert manchmal doch stark an Schule. Es gibt auch nicht wirklich viele Vorlesungen, das sind immer wie so Seminare mit so 20-30 Leuten. Dann bin ich zum Mittagessen heimgefahren und nachmittags nochmal in die Uni für einen anderen Kurs. Danach hab ich es geschafft alleine ein Buch auszuleihen aus der angeblich modernsten und tollsten Bibliothek des Landes, die aber ungefähr so viele Bücher hat wie die katholische Bücherei in Griesheim. Also wenige. Alles in allem ein anstrengender Tag und als ich abends aufgrund einen heimtückischen Angriffs auf meinen Computer auch noch dachte, das ich diesen verschrotten müsste und außerdem arm wie einen Kirchenmaus wäre, war ich doch etwas fertig. Habe dann mit meinen Mitbewohnern Eis gegessen zum Trost. Nachts gings mir dann gesundheitlich nicht so gut, und das sollte auch die nächsten Tage noch anhalten. Nichts lebensgefährliches, aber ich hab erstmal etwas weniger gegessen. Gut, ich dachte das wäre die Umstellung, der Stress, das Wetter, das Wasser, alles was man halt am Anfang so mitkriegt und wo man sich dran gewöhnen muss. Aber so wirklich besser wurds nicht (jetzt ist es mittlerweile wieder besser, also keine Panik). Aber unsere eine Mitbewohnerin und die ist Kolumbianerin, lag sogar im Krankenhaus wegen Magen-Darm-Bla. Fine und ich dachten dann, dass es vielleicht doch am Essen liegen könnte und als wir einen Blick auf die Fleischvorräte im "Eisfach" geworfen hatten, waren wir uns dann auch eher sicher. Das sieht alles nicht so gut aus. Hauptproblem ist aber, dass Señora Sandra sehr früh essen macht. Mittagessen so um 12 oder halb 1, Abendessen auch nicht viel später. Es gibt immer was Warmes zu essen und es gibt immer Fleisch zum Essen. Wir sind aber oft zu diesen Essenszeiten nicht zu Hause. Die Sachen kommen aber nicht in den Kühlschrank, sondern werden mit einem Teller abgedeckt und in der Wohnung (bei sagen wir lauschigen 28°C) stehen gelassen. Mehrere Stunden. Und dann abends oder je nachdem wann wir essen wieder aufgewärmt. Das ist wahrscheinlich nicht so gut. Wen wir Sachen nicht aufgegessen haben, z.B. zum Abendessen, gab es das auch gerne mal zum Frühstück wieder, natürlich auch ohne die Nacht im Kühlschrank verbracht zu haben.

Na ja, da ich in den letzten Tagen eh noch Schonkost essen wollte, haben wir dann mal Baguette und Zwieback gekauft und nicht mehr so viel von Señora Sandra gegessen. Das ist natürlich auch keine Lösung. Müssen ihr das jetzt mal mit dem Kühlschrank erklären. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das alles von dem Essen kam, wahrscheinlich war wirklich alles zusammen, aber unsere einheimischen Mitbewohner sehens genauso wie wir und sind auch grad nicht sehr happy.

Ansonsten hat wie gesagt die Uni diese Woche angefangen, leider hab ich dann zwei Tage gefehlt. Wir haben einen neuen kolumbianischen Mitbewohner, der auch Juan heißt. Unser Pate Juan wir voraussichtlich auch noch bei uns einziehen. Außerdem waren wir diese Woche bei so ner Behörde, wo wir uns registrieren lassen mussten. Ist wohl sowas wie die Geheimpolizei und wir mussten unsere Fingerabdrücke und Fotos abgeben.

Am Freitag waren wir dann mal mit ein paar anderen Deutschen im Stadtzentrum, auch wenn uns alle Kolumbianer davor gewarnt hatten, weils da ja so gefährlich ist. Wir hatten aber extra gar nix mitgenommen, außer bisschen Kleingeld zum Busfahren und es ist auch nix passiert. Klar, da ist viel los, es gibt total viele Stände und ein großes Gewusel und ausgeraubt wird man da bestimmt schnell mal. Aber wir haben aufgepasst und hatten ja eh nix dabei. Waren dann noch was essen, es hat ziemlich angefangen zu regnen und das Wasser ist auch schon die Straßen runter gelaufen. Das liegt hier einfach am schlechten Abwassersystem und weil das Gefälle so stark ist. Abends gabs eine Poolparty bei den Franzosen und heute Abend gibt’s eine Busparty mit allen, wo wir mit einem gemieteten Bus rumfahren zu diversen Locations bis morgen früh und dann nochmal zum Strand. Soll man auch jeden Fall mal mitgemacht haben. Nächstes Wochenende wollen wir dann anfangen bisschen rumzureisen, um zumindest an den Wochenenden mal raus aus der Stadt zu kommen. Mal gucken wie das klappt...

Also es geht mir wieder gut, wir warten jetzt mal ab, wie sich die Dinge hier so entwickeln und versuchen mal ein paar Sachen zu klären… Zum Beispiel auch, dass wir seit gestern Abend kein neues Klopapier bekommen, weil wir ja erst vor 3 Tagen neues bekommen haben :) Klar, es benutzen ja auch nur vier Leute unser Bad...