22. November 2010
Die Maedchen von der Copacabana
Gut, die richtige Copacabana liegt schon eher in Brasilien. Aber die kleine Schwester liegt in Bolivien. Der passende Musiktipp kam von Anne und Ivo (Das Maedchen von der Copacabana, von Badesalz), danke dafuer. Wobei die wohl auch eher Brasilien meinen. Im bolivianischen Copacabana ist es naemlich ganz schoen kalt. Und in La Paz auch, da sind wir naemlich grade... und Sauerstoff gibts auch nicht so viel, wegen der Hoehe. Trotzdem versuch ich mal zu schreiben :)
Dritte Station - Titicacsee, Bolivien:
Wir sind letzte Woche dann mal los von Cuzco in Richtung Bolivien. Ganz einfach, dachten wir, fahren wir mal mit dem Bus nach Puno (so sechs Stunden) und ueberqueren noch am gleichen Tag die Grenze nach Bolivien und fahren weiter nach Copacabana. Na ja, so einfach wars dann doch nicht. Die Peruaner hatten sich naemlich ueberlegt, die Strasse zwischen Cuzco und Puno zu sperren, aufgrund irgendwelcher Proteste. Wir wurden dann einige Kilometer vor Puno rausgelassen mit dem Hinweis der Busfirma, dass wir einfach ein bisschen laufen muessten und dann in Minibusse umsteigen koennten. "Einfach ein bisschen laufen" ist auf einer Hoehe von knapp 4.000m in den Anden bergauf mit den schweren Rucksaecken gar nicht so leicht. Besser gesagt ist es sau anstrengend und wenn ich nicht Angst gehabt haette in der Nacht in den Anden zu erfrieren, waere ich glaub ich nicht weitergelaufen. Die Strasse war vollgestopft von Bussen und LKWs, ueberall lagen Steine, damit keiner weiterfahren konnte. So geht Protest auf peruanisch. Die LKW-Fahrer haben uns dann ausgelacht, als wir da langkamen mit den Rucksaecken - gar nicht nett. Nach drei Stunden laufen kamen wir mit Einbruch der Dunkelheit in Puno an und mussten erstmal noch weiter laufen, durch eine voellig zerstoerte Stadt mit Lagerfeuern ueberall und umgeworfenen Strassenlaternen. Irgendwann fuhren dann auch Minibusse und wir waren fertig, aber froh, irgendwie im Hostel angekommen zu sein.
Am naechsten Tag gings dann weiter zum Titicacasee, der hoechstgelegene See dieser Groesse auf der Welt. Vorher mussten wir noch schnell die Grenze ueberqueren und den bolivianischen Grenzbeamten sagen, ob wir lieber Podolski oder Ballack moegen. Und dann waren wir auch schon in Copacabana, einem kleinen Dorf am See, das quasi aus zwei Strassen besteht, mit Cafés, Restaurants und Hostels (und einer Milliarde Touranbietern fuer Titicacasee-Ausfluege). Dort sind wir erstmal ein bisschen rumgelaufen und auf einen Berg gewandert fuer die Aussicht (tolle Idee bei der Hoehe, viel zu anstregend) und ausserdem mit einem Bootchen auf die Isla del Sol gefahren.
Da ist angeblich der Inka-Kult geboren worden und der erste Inka erschienen. Dort konnte man dann auch ein bisschen wandern und alles anschauen - ein schoener Ausflug. Vor allem mit den riesig hohen Bergen mit Schnee im Hintergrund. Abends haben wir immer in einem tollen bolivianischen Restaurant gegessen, das tollste war, dass es beheizt war. Ausserdem gab es Gluehwein, fast so lecker wie auf dem Weihnachtsmarkt bei uns, das war toll. Von Copacabana aus gings weiter in die Hauptstadt nach La Paz...
Vierte Station - La Paz:
La Paz ist Wahnsinn. Die Stadt ist in ein Tal gebaut worden, das leider so klein ist, dass eigebtlich alle Haeuser auf dem Berg liegen. Bis zu 4.100m hoch - damit ist La Paz der hoechste Regierungssitz der Welt. Die bolivianische Hauptstadt ist Sucre (Danke an den Hinweis an Laura B.).
Rumlaufen geht gar nicht, bzw. nur sehr schwer, weil viel zu anstregend. Die Stadt ist total belebt und voller Menschen - eine typische lateinamerikanische Grossstadt. Und irgendwie ist hier einiges deutsch. Nach vier Monaten Abstinenz auch mal ganz schoen. So gibt es beispielsweise die deutsche "Kuchenstube" fuer nachmittags, mit deutschen Torten und Kuchen, wo man ausserdem auch Weihnachtsplaetzchen kaufen kann. Ausserdem die Kneipe "Reineke Fuchs" mit deutschem Essen und deutschem Bier. Auch ganz nett, auch wenn wirs bisher noch nicht ausprobieren konnten. Machen wir hoffentlich noch.
Wir sind wieder im uebelsten Partyhostel gelandet, aber das hat bloederweise erfahrungsgemaess die saubersten Baeder, die waermsten Duschen und die dicksten Decken und ausserdem beheizte Raeume. Dafuer nimmt man auch das mit Oropax schlafen ab einer bestimmten Uhrzeit in Kauf. Hier habe ich ausserdem das unordentlichste Hostelzimmer aller Zeiten gesehen :) Das schoene ist, das das Hostel im ehemaligen "Hotel Vienna" untergebracht ist und an den Waenden Bilder von Sissi und Franz haengen... Wie weit ist erst Wien?
Heute waren wir im Coca-Museum und da hingen tatsaechlich Bilder von Merck und Darmstadt, weil die da nicht so ganz unbeteiligt waren an der Herstellung. Gibt eh so paar Probleme mit Coca. Die positiven Wirkungen sind unumstritten, bloederweise kann man aus den Blaettern halt nicht nur Tee, sondern auch Kokain machen... Alles nicht so leicht. Der Evo Morales (bolivianischer Praesident) war auch mal Cocabauer und setzt sich auch heute noch fuer die Rechte von eben diesen ein. Morgen Abend fahren wir mit dem Nachtbus nach Potosí, einer Stadt die durch ihre Silberminen zu Beruehmtheit und Reichtum gelangt ist. Eine Fuehrung in der Silbermine werden wir wohl nicht machen, soll zu gefaherlich sein. Kurz hatten wir einen Ausflug in den bolivianischen Dschungel geplant, aber wegen zu hoher Gelbfieber-Gefahr haben wir auch das bleiben lassen... Ganz schoen vernuenftig.
Von Potosí aus gehts weiter nach Uyuni und dann in die Salzwueste, die wie der Titicacasee und La Paz im bolivianischen Altiplano liegen. Dort machen wir eine Drei-Tages-Tour, die uns hoffentlich an der Grenze nach Chile rausschmeisst, wo wir dann nach Arica fahren, um kurz mal wieder Strand und Meer zu haben und uns ein bisschen auszuruhen. Dann gehts auch schon wieder zurueck Richtung Lima an der Pazifikkueste entlang mit einem Abstecher nach Arequipa und zum tiefsten Cañon der Welt... immer diese Superlativen.. aber so isses hier halt. Alles super :)
Melde mich dann von Chile aus wieder! Bis dann! Gruss und Kuss...
PS: Neue Bilder gibts im Bolivien-Ordner!
14. November 2010
Nicht von dieser Welt
Die Guajira, also die Wueste in Kolumbien, war meiner Meinung nach das Ende der Welt. Machu Picchu aber, ist nicht von dieser Welt. Es gibt keine Wort, die diese alte Inkastadt im Nebelwald der peruanischen Anden auf 2.500m beschreiben koennen. Und kein Foto kann widerspiegeln, wie sich Machu Picchu in echt anfuehlt. Unglaublich, unbeschreiblich. Man will gar nicht mehr weg.
Eine Woche sind wir jetzt unterwegs und gestern wieder in Cuzco angekommen. Bisher verlief unsere Reise wie folgt...
Erste Station – Lima:
Nach einem turbulenten Flug von Barranquilla nach Bogotá durften wir dort eine Nacht am Flughafen verbringen. So Tom-Hanks-Terminal-maessig. Ne Uebernachtung haette sich naemlich nicht gelohnt. Am naechsten Morgen gings weiter nach Lima. Auf dem Flug haben wir den Cotopaxi in Ecuador gesehen, einer der hoechsten aktiven Vulkane der Welt und die Anden mit Schnee, das war schoen. Dann Lima also, hui, das erste Mal auf der Suedhalbkugel, aber eigentlich fuehlt sich alles gleich an. Nur kaelter wars. Aber warme Jacken wollten wir ja eh kaufen. Haben wir dann auch gemacht. Am naechsten Tag dann noch ein bisschen Lima angeguckt, ist auch sehr huebsch, aber gross. Man muss in Peru aufpassen, dass man nicht aus Versehen Meerschweinchen isst, das ist naemlich die nationale Spezialitaet. Bisher haben wirs noch nicht probiert. Achso, und Lamas gibts natuerlich an jeder Ecke. Falls noch jemand fragen wollte :)
Am Dienstag Abend gings dann los Richtung Cuzco. Mit dem Bus 21 Stunden, krass. Voll durch die Anden und so. Die Busse hier sind sehr serioes und ein Busterminal funktioniert wie ein Flughafen. Gab auch was zu essen im Bus. Nach der ewigen Kurverei hatte ich aber irgendwann keinen Hunger mehr. Das soll die laengste Busfahrt der Reise gewesen sein, Gott sei Dank.
Zweite Station – Cuzco und Machu Picchu:
In Cuzco angekommen, mussten wir erstmal mit der Hoehe klarkommen. Bei knapp 3.400m gar nicht so leicht. Da kriegt man erstmal Kopfweh und vor allem weniger Luft. Heisst Hoehenkrankheit ud hat hier jeder, der erstmal ankommt. Leben auf so einer Hoehe ist auch einfach nicht normal. Hilfsmittel der Einheimischen und mittlerweile auch von uns: Koka in allen Formen. Also die Kokapflanze als Tee, Bonbon, Schokolade oder pur zum draufrumkauen. Hilft tatsaechlich, hat ziemlich viele positive Wirkungen und macht nicht high oder suechtig.
Nachdem wir dann ca. 17 Stunden geschlafen haben, war auch wieder alles besser und wir konnten Cuzco angucken. Auch sehr putzig, aber sehr touristisch. Wie alles hier. Peru ist Tourismus-Hochburg, man wird immer auf englisch angesprochen auch wenn man auf spanisch antwortet. Nicht so schoen. Und ca. eine Milliarde Amerikaner, die hier rumlaufen. Aber gut, das wussten wir vorher. Die Route die wir gehen, heisst auch Gringo-Trail. Also gut, Cuzco angeschaut, wurde vom ersten Inka-Koenig gegruendet, aber als die Spanier kamen, haben die ihren Kram ueber die Inka-Bauten drueber gebaut. Man kann also sowohl Inka- als auch Kolonialbauten anschauen. Oder einfach Kaffee trinken und Pfannkuchen essen zwischendurch. Am Freitag gings dann los zum Machu Picchu.
Diese alte Inka-Stadt, die noch so gut erhalten ist, ist DAS Ziel auf diesem Kontinent, Attraktion Numer eins quasi. Wenn man mal dort war kann man das auch verstehen. Um 1450 von einem Inka-Koenig erbaut, sind bis heute nicht alle Raetsel um diesen Ort geloest. Als die Spanier kamen, war Machu Picchu schon verlassen und auch noch nicht fertig gebaut. Flucht aus Angst vor neuen staerkeren Goettern soll das Motiv der Inka gewesen sein. Die Stadt hatte keine weitere Bedeutung fuer die Spanier, ob sie Gold fanden oder nicht, weiss man nicht. Es weiss ja eh keiner wo der Inka-Schatz liegt. 1911 wurde die Stadt von Hirham Bingham, einem Amerikaner, offiziell entdeckt. Der war von einem kleiner peruanischen Jungen dorthin gefuerht wurde, der in den Ruinen immer gespielt hatte. Die verlorene Stadt war also aufgetaucht. Mittlerweile gehoert sie zu den neuen Weltwundern.
Und Machu Picchu, das geht so: Man kann in Cuzco eine Touri-Tour buchen, wo alles organisiert und recht teuer ist. Man kann auch einfach alles selber machen. So wie wir. Wozu koennen wir denn bitte diese Sprache? Los gings also nach Ollantaytambo, zum Bahnhof der PeruRail. Wir sind dann mit dem Zug der peruanischen Eisenbahn durch ein Tal in den Anden bis nach Aguas Calientes gefahren, von dort dann am Samstag gestartet. 04:00 Uhr aufstehen, 05:30 Uhr den ersten Bus nach oben nehmen, um vor den Tagestouristen da zu sein und um auf den Berg hinter der Ruine steigen zu koennen. Da duerfen nur 400 Personen am Tag drauf.
Der erste Blick auf Machu Picchu war unbeschreiblich. Man hat 1.000 Bilder davon gesehen und auf einmal steht man davor. Klar, eigentlich sinds nur ein paar Steine, aber es sind DIE Steine. Wie gesagt, man muss das selbst sehen. Wir sind dann hoch auf den Berg gestiegen, was ziemlich anstregend war.
Zu unserer Schande wurden wir vom kalifornischen Odenwaldklub ueberholt, der, oben auf der Spitze angekommen, erstmal die Aufstiegszeiten aller Teilnehmer verglich (Teilnehmer waren alle um die 65 plus). Von denen wurden wir auch abends im Ort mit den Worten "oh look, the kids are back" begruesst. Sehr symphatisch. Wir haben dann oben gewartet, bis sich der Nebel verzogen hatte und man die Ruinen besser sehen konnte. Der Abstieg war aufregend, besser gesagt angsteinfloessend. Glitschige schmale Stufen, und ein Blick ca. 1.000m in die Tiefe. Aber hat alles geklappt. Bloss nicht runtergucken, dann gehts.
Dann haben wir uns von einem Guide noch die Ruinen erklaeren lassen, was unbedingt notwenidg ist, weil man sonst gar nichts versteht. Die Inkas waren die besten Architekten, die diese Welt jemals gesehen hatte und auch sonst wahrscheinlich viel schlauer als wir. Hochkultur halt. Alles hatte einen Sinn, jeder Stein einen Hintergrund, und alles war perfekt gebaut. Nachdem wir ca. 12 Stunden da oben verbracht hatten, wars dann irgendwann auch ziemlich kalt. Mit dem Zug und dem Bus sind wir dann wieder durchs Tal zurueck und den Berg hoch auf 3.400m nach Cuzco, wo wir uns jetzt erstmal ein oder zwei Tage ausruhen wollen. Alles erstmal verarbeiten, ausserdem ist es kalt und die Gefahr sich zu erkaelten ziemlich hoch. Also muessen wir mal bisschen langsam machen. Naechste Station ist der Titicacasee auf der bolivianischen Seite, dort zuerst Copacabana und dann die Isla del Sol. Melde mich dann dort wieder hoffentlich.
Bis dann, beso y abrazo!
PS: Bilder gibts jetzt auch!
7. November 2010
Das mit dem Risiko...
Der Spruch mit dem Kolumbien die Besucher ins Land holen will geht ungefähr so: "Kolumbien – das einzige Risiko ist, dass man nicht mehr weg will" (Colombia, el único riesgo es que te quieras quedar).
Man kann es wohl so unterschreiben. In knapp vier Monaten habe ich dieses Land zu schätzen und zu lieben gelernt. Und deswegen bin ich traurig, wenn wir heute Abend ins Flugzeug steigen. Es hätte noch so viel zu sehen gegeben in Kolumbien, denn auch wenn wir jedes zweite Wochenende unterwegs waren, waren wir nicht überall. Ist ja auch viel zu groß hier.
In den drei Tagen in denen wir im Dezember nochmal hier sind, ist dann nur noch Zeit fürs Wäsche waschen, kurz nochmal in die Karibik hüpfen und allen Verbliebenen endgültig Tschüss zu sagen. Es war eine schöne Zeit, aber da der Abschied noch nicht ganz endgültig ist, fallen mir auch noch keine großen Schlussworte ein. Es hat sich gelohnt, auch wenn zwischendurch ein paar Steinchen im Weg lagen, aber Barranquilla war eine gute Entscheidung. Auch wenn das Niveau in der Uni nicht so hoch, das Essen eher ungesund und viele Freundschaften im Nachhinein vielleicht doch eher nur oberflächlich waren – egal. Es hat sich gelohnt und ich würde es wieder tun. Und ich werde bestimmt wiederkommen.
So richtig los geht es aber jetzt erst. Fünfeinhalb Wochen, drei Länder, gefühlte 100.000 Höhenmeter und quasi einmal quer durch die Anden und wieder zurück. Das liegt vor uns, also vor Josefine und mir. In der Karte könnt ihr die ungefähre Reiseroute sehen (zum vergrößern anklicken). Eigentlich bin ich kein Fan von festgeplanten Reiserouten und lasse mich lieber treiben, aber aufgrund der knappen Zeit und der großen und auch weit auseinanderliegenden Ziele (wie Machu Picchu, dem Titicacasee oder der Salzwüste in Bolivien) muss es eine Route und einen Plan geben. Sonst würden wir vielleicht nicht alles schaffen. Vielleicht schaffen wir auch so nicht alles, aber einen Versuch ist es schon mal Wert. Ich freue mich auf jeden Fall total und bin auch sehr gespannt.
Wir gehen auf ausgetretenen Pfaden, werden also fast immer zwischendurch Internetzugang haben. Kommunikation ist daher möglich. Wir gehen außerdem eine Route, in der das Wetter eher nicht so dolle ist (siehe nächste Karte, quasi einfach das grüne, kalte Gebiet in der Mitte).
Eine Mütze habe ich mir schon gekauft, eine Winterjacke kaufe ich mir noch in Lima. In Bolivien sind die Temperaturen nachts schon unter 0°C. Ich werde also nicht so braungebrannt wie nach Costa Rica wiederkommen, sondern mich schon ein bisschen auf den deutschen Winter einstimmen.
Wir hören uns auf jeden Fall von unterwegs! Bis dann!